Irgendwann in der
Vergangenheit…
Ich weiß noch, wie wir
damals in Schottland waren. María war noch ganz klein, so um die 2, 3 Jahre
alt. Ich studierte und Nadine putzte bei einer Lehrerin, die Spanisch sprach
und allmählich bei immer mehr ihrer Nachbarn. Wir wohnten in einer kleinen
Wohnung auf dem Campus, für Familien. Kleine Familien, denn die Wohnung war nur
eine 1-Zimmer-Küche-Diele-Bad-Wohung. Und die Heizung war elektrisch. Und an
Weihnachten flog Fleisch durch die Gegend. Was wohl María von ihren Eltern
dachte. So mit 2 ½ Jahren. Weihnachten in Schottland und dann noch fliegendes
Fleisch. Ihre Mutter, ihr Vater schreit, ihre Mutter guckt böse, schweigt, ihr
Vater heult. Und es ist Weihnachten. Heiligabend, glaub ich. Das Fleisch fliegt
wie der Weihnachtsmann durch die Gegend. War eh zäh, wie alles, was Nadine an Schnitzeln
und Steaks gemacht hat. Das konnte sie nicht.
ich würde alles dafür geben,
in diese Zeit zurückzukehren
aber es gibt kein Zurück
zurück zum fliegenden
Fleisch
noch einmal mit Nadine
streiten
ich würd alles dafür geben
Nachts umarmten wir uns immer.
Lagen die ganze Nacht in den Armen des anderen. Das ham wir sonst nie so
gemacht. In Deutschland, mit einer Heizung, die nicht elektrisch war – und das
im Ölland Europas! – war mir das zu heiß. Nadine war im Bett wie ein Ofen.
Heißblütig. Da passte es gut, dass wir beide zu kniesig waren, allzu viel Geld
für die Elektroheizung auszugeben. Und so schliefen wir fest umarmt – was das
Fleisch nicht vom Fliegen abhielt, aber immerhin unser eigenes Fleisch, und
vielleicht auch unsere Herzen, erwärmte.
wie wir so umarmt dalagen,
die ganze Nacht, María neben unserem Bett
Heute blickt er mit einen
lachenden, einem weinenden und einem skeptischen, hinterfragenden Auge auf
diese Zeit zurück. Er fragt sich immer
wieder, ob das damals vielleicht nur der Kälte geschuldet war. Diese innigen
Umarmungen. Ob das nur der Tatsache geschuldet war, dass der schottische Winter
noch rauer ist als der deutsche. Oder ob wirkliche Zuneigung im Spiel war. In
Anbetracht der Tatsache, wie sie sich heute ihm gegenüber verhält fällt es ihm
schwer, daran zu glauben.
War er etwa nur der
Heizungsersatz? Oder spürte sie auch etwas, als sie ihn umarmte? Oder ist diese
Wärme an sich schon „etwas“? Oder war ihr kalt und er war nur nützlich? Oder war ihm kalt und sie diente ihm nur als lebende Heizung?
Er wird es nie erfahren.
Man kann den Menschen nur
bis zur Stirn gucken.
Selbst, wenn man die ganze
Nacht in ihren Armen schläft kommt man nicht weiter.