Dienstag, 5. Juli 2016

Du denkst zu viel!









Heute Morgen hast du ein Problem. Das dir keine Ruhe lässt. Du hast nur noch – lasst ihn nicht lügen – 67 Cent an Kleingeld in deinem Portemonnaie. Weil du gestern Abend auf der Arbeit mal wieder zu oft am Automaten warst (schäm dich!). Am Snack- und Getränkeautomaten auf deiner Arbeit. Weil du dir für sage und schreibe 2,40 € drei „Wasa-Sandwiches“ Cheese & Paprika geholt hast. Drei hintereinander. Wennschon dennschon. Aus Frust. Frust über das verlorene Deutschland-Spiel. Oder aus Hunger? Wer weiß das schon so genau.

Und jetzt hast du nur noch stolze 67 Cent an Kleingeld. Und ein paar Hunderter und Zweihunderter. Nein, nur Spaß. Und einen Fünfziger (diesmal kein Spaß). Den willst du natürlich nicht anbrechen. Damit du nicht schon wieder unkontrolliert Fressorgien veranstaltest. Sobald du Kleingeld zur Hand hast. Also bleiben dir nur 67 Cent. Das reicht gerade mal für ein Roggenbrötchen. Ein lausiges Roggenbrötchen! Ein pissiges Roggenbrötchen! Und dabei hast du heute Morgen noch nicht mal so viel gegessen. Nur den restlichen griechischen Käse aus dem Kühlschrank. Sehr salzig und sehr fettig und halbwegs lecker, so pur wie du ihn gegessen hast, auf der Toilette sitzend. Und dann war da noch die Brühe von gestern. Mit Möhrchen, Zwiebelchen, Knoblauchstückchen und Kohlrabibrocken. Auch ein bisschen salzig, aber sehr gesund (auch noch nach einer Nacht) und deinen Wasserhaushalt wieder ins Lot bringend. Die hast du ganz ausgetrunken (direkt aus dem großen Edelstahltopf) und dann die übrig gebliebenen Möhrchen und Zwiebelchen mit einem Löffel gegessen. Das war ok und hoffentlich wenigstens gesund, obwohl du dir da auch nicht so sicher sein kannst, nach einer ganzen Nacht draußen.

Und jetzt hast du ein Problem.

Eigentlich willst du dir ja eine fette, vor Fett förmlich triefende, mit Käse überbackene Geflügelrolle holen. Bei Mr. Baker. Und dazu noch eine dieser fetten, türkischen Blätterteigschnecken mit weißem Käse, Böreks oder wie auch immer die heißen. Aber zusammen kostet das locker 3 Euro irgendwas. 3,70, 3,75 oder sogar 3,80. Keine Ahnung. Und den Fünfziger willst du auch nicht anbrechen. Das hast du dir nach deinen drei Wasa-Sandwiches gestern auf der Arbeit geschworen. Der wird nicht angebrochen. Du hast ihn sogar extra in ein anderes Fach im Portemonnaie getan…
…aber leider nicht vergessen, dass er überhaupt da ist. Neben all den Hunderten und Zweihunderten, haha. Und außerdem: Wer weiß schon, ob die den überhaupt nehmen. Und dann stehst du da. Dann stehst du am Ende da…und bist gefickt. Wie das sprichwörtliche Eichhörnchen. Wenn die keine 50er nehmen, ganz zu schweigen von Hunderten oder Zweihundertern. Außerdem wolltest du ja abnehmen, damit deine Hosen mal wieder länger halten. Damit sich nicht immer dieses hässliche, unansehnliche Loch an der Innenseite der Oberschenkel auftut. Bei Frauen mag das ja schön sein, an dieser Stelle; aber bei Männern, in der Hose? Du weißt noch wie deine Mutter kurz nach der Trennung, als du bei ihr im Wohnzimmer saßt, gesagt hat: „Deine Hose ist kaputt!“ So als wär sie froh darüber, dass sie etwas an dir kritisieren kann. Im Fehler anderer aufzeigen war sie schon immer gut – Gott hab ihre Seele gnädig.

Und das sind dann viel zu viele Kalorien. Eine Geflügelrolle, dazu noch überbacken mit Käse, und eine Blätterteigschnecke. Aber andererseits sagt der Teufel auf seiner anderen Schulter: Denk einfach nicht darüber nach, mach dich doch nicht bekloppt! Scheiß drauf! Fuck it! Stars essen auch, was sie wollen! Geh einfach zur Bank!

Und schon tut sich eine Reihe von neuen Problemen auf:

1.    Hast du überhaupt noch Zeit? Schaffst du das noch? die Bank in der Innenstadt ist immer ziemlich voll. Du willst ja auch nach am Dialog-Gerät die Kontobewegungen verfolgen. Wenn du da nicht rechtzeitig drankommst… Wenn da eine Oma vor dir ist, die ihre Ersparnisse immer und immer wieder checken muss. Sich an ihr Konto klammert wie an einen Rettungsring.
2.    Angst vor dem Kontostand. Weder zu hoch noch zu niedrig ist gut und die gesunde, goldene Mitte hast du noch nie zu treffen vermocht, in deinem Leben. Oder zu lang? Viel zu viele Jahre in ihr gelebt? In der goldenen Mitte, die nicht Fisch, nicht Fleisch war…
3.    Wie viel Geld soll er abheben? 200? Oder 300? Oder gar 500? Er hat noch 50 im Portemonnaie. 500 sind zu viel, 150 oder 200 zu wenig. Das muss er alles bedenken. Vorher. Er muss es nicht nur, er tut es auch…
…und außerdem weiß er nicht, ob er überhaupt noch genug Zeit hat, um noch rechtzeitig Geld abzuheben. Er muss ja auch noch, wenn er in Bonn ankommt, zur Bank gehen. Und wieder zurück zum Zug.
Und 4. Nicht, dass er, wenn er seinen Laptop und seinen schweren Rucksack den ganzen Weg zur Bank schleppt, nicht, dass er dann wieder total am Schwitzen ist. Und dann womöglich (wieder) stinkt, wenn er nach Bad Neuenahr kommt. Und er hat heute zwar ans Deo gedacht, aber in diesem Roll-on-Teil war nicht mehr so viel drin. Und überhaupt: Er will ja auch nicht seine neuen Hemden versauen!

Sie sehen: Neben der Tatsache, dass wir alle sterben werden, gibt es so unendlich viele, kleine, alltägliche Dinge zu bedenken, die jeden Tag ihren Bahnen durch unsere Köpfe ziehen, unser Gehirn durchfurchen, indem sie immer und immer wiederkehren, in gedanklichen Endlosschleifen, Denkspiralen, den ganzen Tag lang, die in endloser Abfolge aufeinanderfolgen wie die Wellen im Meer, während er Zuhause ist, auf den Bus wartet, im Bus in die Stadt fährt, eigentlich ständig.

Und wenn er das mit der Bank lässt? Und sich nur ein Roggenbrötchen für 65 Cent holt? Und wenn das aber 70 Cent kostet? Dann steht er da mit seinem Fünfziger…und will damit ein 70 Cent teures Roggenbrötchen bezahlen…außerdem weiß er nicht, ob das auch reicht…bis heute Nacht…ein Roggenbrötchen klingt wenig…arg wenig…aber er kauft sich heute Nacht bestimmt wieder ein Gyros-Pita (besonders, wenn er Trinkgeld bekommt!)…das muss er dann auch ausgleichen…also: wenn er den ganzen Tag nichts mehr isst, dann müsste das gehen…dann müsste das vertretbar sein…

Aber wenn er zur Bank geht? Wenn er 250 abhebt? (Das sind dann auch kleine Scheine dabei!) Und wenn er auf der Arbeit noch etliche Latte Macchiato trinkt? Mit Kondensmilch mit einem Fettanteil von 7,5%? Und wenn er nur ein Roggenbrötchen ist? Aber wenn das keine 65 Cent kostet, sondern mehr…?

Und plötzlich, schon im Bus in die Stadt, denkt er: All dieses Denken, all diese Gedanken sind doch total überflüssig. Du musst deinen Geist entleeren, wie das in diesem Buch steht. Du musst den Reset-Knopf drücken. Du musst (einfach) an nichts mehr denken. Nein: Auch nicht mehr an das Nichts! Einfach an nichts mehr. Du musst deinen Kopf entleeren. Du musst die Gedanken rausschmeißen. Die Sorgen, die dir zu viel Kraft rauben, dich nur ganz kirre und dir das Leben zur Hölle machen. Wie der Tiger. Der denkt auch nicht den ganzen Tag über allen möglichen Scheiß nach. Wenn er auf der Jagd ist…

Das ist wie Tyler Durden das im Fight Club sagt:

Fuck what you know. You need to forget about what you know, that’s your problem. Forget about what you think you know about life…

Scheiß auf das, was du weißt. Du musst vergessen, was du weißt, das ist dein Problem. Vergiss, was du zu wissen glaubst über das Leben…

Amen.


Du hast ein Recht, glücklich zu sein.






Montag, 4. Juli 2016

Mein Manifest gegen den Tod









Warum machst du das? Warum machst du das, was du tust?

Um dir selbst eine Stimme zu verleihen.

Um Leuten wie dir eine Stimme zu verleihen…normalen Leuten, die keine Millionäre werden. Keine Rockstars, keine Manager…

„Nicht gut genug“, hörst du Tyler Durden in deinem Kopf sagen. „Nicht gut genug.“

Um den Tod wieder ins Bewusstsein zu bringen. Denn obwohl wir ihn in unserer Gesellschaft aus den Augen verloren/verdrängt haben, ist er immer noch da. Ist noch nicht gebannt. Ist immer noch unser ständiger, treuer Begleiter. Unser treuester Begleiter.

„Schon besser.“ Aber noch nicht ganz…gut genug.

Den Tod abwenden.

„Hahaha. Zu unrealistisch.“

Ok, dann…keine Ahnung.

Jungs, was hättet ihr gern noch gemacht, bevor ihr sterbt?

Schreiben, berühmt sein, Anerkennung bekommen, für das, was man ist. Was man wirklich ist… Das Leben beschreiben. Wie es ist, wie es wirklich ist.

Nicht, wie in diesen Scheiß-Büchern. Die, die veröffentlicht werden und von Abenteuern, Action und keine Ahnung was für einem unealistischen Scheiß handeln. Die keinen Deut mit deinem alltäglichen Leben zu tun haben. Mit deiner alltäglichen Erfahrung 

„Du musst doch eine Antwort wissen. Wenn du jetzt sterben würdest, wie würdest du dein Leben im Nachhinein finden?“

Ich würde sagen, ich finde nichts Gutes an meinem Leben.


Warum machst du das dann?

Was machst du und warum?

Es geht nicht um Geld, steht in dem Artikel. Es geht nicht um das Geldverdienen. Es geht richtig erfolgreichen Menschen nur um diese eine Frage: Was tue ich und warum?

Keine Ahnung.

Nicht gut genug!

Sie dich nur an. Du bist erbärmlich. Auf den Nullpunkt kommen ist kein Wochenendseminar. Hör auf, alles kontrollieren zu wollen. Las einfach los! Lass los!



Den Tiger in mir finden.

Finde deinen inneren Tiger!

Fick deinen inneren Tiger!

Und fick ihn In den Arsch!


Der Welt beweisen, dass du existierst. Dass Leute wie du existieren. Und verdammt wütend sind. Dass es auch Leute wie die gibt… Neben der ganzen Scheiße, die man in der Werbung sieht, Im Fernsehen, von denen man in Magazinen liest. Und den ganzen „netten“ Leuten in Deutschland. Leute mit kurzen, karierten Hosen und langen roten Hemden darüber. Mit Basketballschuhen, für 25 Euro in Spanien erstanden. Leute, die leiden, die leben, die Gefühle haben, die Angst haben, Angst vor dem Sterben haben, die nicht alles ruhig angehen (das können sie gar nicht), alles gelassen sehen, die nicht immer cool bleiben, die sich aufregen, die ausflippen, ausrasten, rumschreien, unter Trennungen leiden, leiden, immer wieder leiden, unter dem Leben, dass sie nicht gewollt haben. Die nicht joggen können. Die übergewichtig sind. Die keine Freunde haben, kein Geld, keine Frauen, kein Haus, kein Boot, keine Familie, aber trotzdem noch an die Liebe glauben. Die nicht schön sind, nicht „nett“ und die sich überhaupt ständig wiederholen (in jedem Post!), ständig den gleichen Scheiß labern, schreiben, verschweigen. Die langweilige, geborene Verlierer sind.

Und trotzdem noch nicht tot…

Und wütend…

Verdammt wütend…


Wir sind grad hart am Leben vorbei geschrammt

darum






Sonntag, 3. Juli 2016

Hoffnungsloser Romantiker









Als du das Video La Promesa von Melendi auf YouTube guckst, denkst du: Du musst dich so akzeptieren wie du bist. Du bist halt ein hoffnungsloser Romantiker. Immer noch. Trotz allem. Du musst dich so lieben wie du bist. Du liebst dich so wie du bist. Ein Träumer, ein Verlierer, ein Philosoph, ein Melancholiker, ein…

Du musst das akzeptieren. Du hast keine andere Identität, keinen anderen Körper, keinen anderen Kopf. Du bist nicht so wie sie: Hart, kalt, zielstrebig, berechnend. Und sie ist es auch nicht. Und das weiß sie auch, tief drinnen…






Samstag, 2. Juli 2016

You're my nigga, Bruder!









Abends kommt dieser Schwarze, der in Abwesenheit von Gisela die Halle putzt. Der ist cool. Der ist wirklich „nett“ (obwohl du dieses Lieblingswort der Deutschen hasst wie die Pest – was oder wer ist schon „nett“?!). Er ist zwar mit seinen rund 40 Jahren noch ein bisschen ein kleiner Junge geblieben – besonders, wenn er seine Action-Stories von seiner Zeit als französischer Bodyguard erzählt. Aber wer ist das nicht?! Wer befindet sich schon vollends und komplett im Erwachsenen-Ich? Dein Vater. Genau.

Er mag den Schwarzen und er wird ihm noch sympathischer, als er ihm sagt, dass er Probleme mit seiner Tochter hat. Mit seiner 16-jährigen Tochter, von der er schon Fotos aus dem gemeinsamen Nigeria-Urlaub gesehen hat. Nicht schlecht, sagt er nur.

„Nur Ärger. Wir mussten die suchen“, sagt er. „Die macht nur Ärger.“

„Echt?“ fragt er unschuldig und denkt: Nadine würde María mit dir gar nicht suchen gehen. Vielleicht macht sie deswegen keine sicht- oder hörbaren Probleme.

„Ja. Die Mutter ist Pädagogin. Und die Tochter hat die Mutter komplett in der Hand. Die kann machen, was die will.“


„…aber die will jetzt nach Nigeria. Für ein Jahr. Die hat keine Lust mehr auf Deutschland.“

Er auch nicht. Wer hat das schon?! Ein paar verkrustete Suffköppe aus Köln-Kalk, die noch nie was anderes gesehen haben… Oder Herr Baden, der das hier als Paradies bezeichnet. „Das ist das Paradies auf Erden hier.“ Ja, klar. Was hast du denn genommen? Beziehungsweise nicht genommen.

„Ach, so?“ sagt er ebenso unschuldig. Okay.

Um im Bild zu bleiben, brauchen Sie an dieser Stelle vielleicht ein paar Hintergrundinfos: Der Typ ist von seiner Frau geschieden, wie sollte es anders sein (gibt es überhaupt noch nicht getrennte oder geschiedene Menschen in diesem Land, nicht „gepatchworkte“ Kinder), sie ist Deutsche, er Nigerianer und die Tochter wohnt bei ihr und nicht bei ihm – warum eigentlich nicht, wenn das Wechselmodell doch so in Mode ist, in letzter Zeit.

„Ich kann dich verstehen, mein Freund.“ Ich habe auch nur Ärger, aber das erzähl ich dir doch nicht. Damit du es postwendend weitererzählst und es die Runde macht. Runde um Runde dreht, bis es komplett aufgebauscht und aufgeblasen am anderen Ende wieder rauskommt. Nur männliche Kollegen am Arbeitsplatz sind fast genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer, als Frauen.

Du gehst zu ihm hin, legst ihm deine Arm um die Schulter, berührst seine tatsächlich stahlharten Bauchmuskeln und sagst: „Das Leben ist schon Scheiße.“ Nein, das sagst du nicht. Du sagst: „Boah, hast du harte Bauchmuskeln. Unglaublich!“ So ist das unter Männern. Wahre Liebe gibt es nur unter Männern. Und wahre Vermeidung. Projektion auch.

Aber er lässt sich durch seine Bauchmuskeln nicht hundert Prozent ablenken und fragt: „Wieso? Hast du etwa auch Probleme? Ich dachte, dass wäre die große Liebe bei dir. Ich dachte, da wär alles in Ordnung.“

Ist es auch, mein schwarzer Schnuckel. Ist es auch. Die Grenzen sind fest abgesteckt. Sie zweifelt über ihren Anwalt das Wechselmodell an und ich drohe mit ihrer Schwarzarbeit. Sie steht mit ihren Verwandten zum Kampf bereit und, während du es mehr mit der Guerilla-Einzelkämpfer-Taktik eines Rambos hältst (familiäre Unterstützung gibt es ja auch bei Deutschen nicht, das wär ja noch schöner, die sind sich ja alle spinnefeind).

Vom Automaten, den du gerade befüllst, sagst du undeutlich: „Das Fass mach ich jetzt nicht auf…“ Und er fragt auch nicht weiter nach. Er ist viel zu sehr mit seinen eigenen Fantasien beschäftigt.

Und wenn er jetzt den Rudi fragt? Ob der das weiß?

…dann kannst du auch nichts dran ändern. Er erzählt dir ja auch nicht haarklein, wie und warum er seine Tochter suchen musste. Was sie (wieder) Böses angestellt hat. Selbst als du nachfragst nicht. Denn deine Fantasien sind mittlerweile fast komplett aufgebraucht.

Er tritt an die Theke und erzählt dir irgendwas aus besseren Zeiten. Wo er noch als Personenschützer gearbeitet hat. In Frankreich. Waren wir nicht alle irgendwann mal Personenschützer?! Und Bauarbeiter?!

„Warum machst du das nicht?“ frage ich ihn. „Warum machst du das nicht wieder? Personenschutz.“

„Ich kann nicht. In Deutschland, ich kann nicht.“

„Und in Frankreich?“

„Weißt du, ich habe damals für einen Millionär gearbeitet. Einen Multimillionär. Und die Frau hat mich angemacht. Die wollte Sex. Ich aber nicht–“

„Ja, ja… Klar! Hast du mit der etwa auch ein Kind?“

Er lacht. „Nein, ich wollte nicht…“

…und dann hat sie dich vergewaltigt…

„Sie hat das ihrem Mann erzählt. Und die reichen Leute, die kennen sich alle…“

…und dann war er weg vom Fenster. Ohne wenigstens mit der Frau geschlafen zu haben. Warum passiert mir eigentlich so was nicht? Seit ich von Nadine entjungfert wurde, wollte niemand Sex. Oder vielleicht doch: Conchita? Ne, die wollte auch nicht! Nicht richtig. Mannomann. Andere Leute haben ein echt aufregendes Leben. Personenschützer, sexgeile Chefinnen, ich hätte da nicht nein gesagt… Aber vielleicht ist das auch, weil der schwarz ist. Weil ich schwarz bin… Man hört ja so einiges über afrikanische oder schwarze Männer im Allgemeinen. Man sieht ja so einiges von schwarzen Männern. Auf einschlägigen Seiten und zwielichtigen Filmchen. Schmuddelfilmchen. Klar, dass die dann alle mit denen Sex wollen, die geilen, schon ein bisschen in die Jahre gekommenen Chefinnen. Und dann auch noch in Frankreich. Oh, là, là! Mon ami! Voulez vous…

Klar, dass dir so was nicht passiert. Was wollen die denn auch mit einem deutschen Hamsterpenis. Ungeschickte deutsche Hamster, die stochern und stochern, bis die Frau sagt: „Bist du schon fertig! Ich muss gleich…“

Ich weiß noch, der hat mir mal erzählt, der Jacques, so heißt er nämlich, hat mir mal erzählt, das dünne Männer am besten bumsen. Kurz nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ein bisschen korpulente Männer die besten Liebhaber sind. (Ja, ich weiß…aber das hab ich so gelesen…echt!)


Als er mit dem Putzen fertig ist, tritt er zu dir ans Kassenhäuschen und sagt: „Da kauft der sich hier ein Trikot für 90 Euro, der Weiße. Für 250 Euro. So sind sie die Weißen.“

Worauf du antwortest: „Was willst du denn, du Afrikaner? Du Neger, du!

Er lacht, überrascht, dass er das gerade wirklich gesagt hat. Und schon sind sie wieder auf sicherem Terrain, haben wieder sicheren Boden unter den Füßen.

„Ich bin hier der Kolonialherr. Wo kommst du her? Welche Nation hat denn dein Land besiedelt. Frankreich, oder was?!

Er nickt verlegen.

„Und wer hat Frankreich ge*****?“ Er guckt ihn an, zeigt mit dem Finger auf seine Brust. „Wir!“

„Und wer hat euch kaputt gemacht?“

„Aber nicht die Franzosen. Die Engländer, die Amerikaner, aber nicht die Franzosen…“

„Wo ist mein Geld?“ sagt er.

„Boah…“, antworte ich „jetzt will der Neger auch noch Geld.“

Er lacht und gibt mir High Five.


Und alles ist wieder gut. Keine Trennungen, keine Töchter. Keine nächtlichen Suchaktionen. Keine Echsen und andere Naturkatastrophen. Ecuadorianische Erdbeben, Tsunamis, was weiß ich. Nichts