Dienstag, 3. Mai 2016

Jung und Schön









„Gestern lief noch ein guter Film. Gestern Abend…“, sagt er zu María, die im Bad ist. Er hört sich mittlerweile schon an wie seine Mutter. Wie seine Mutter, die damals – und heute noch immer nicht – nie einschlafen konnte, nachts. Die wie eine Leiche, eine lebende Tote, eine alte Zombiene nachts stundenlang vor dem Fernseher lag und…über das Leben nachdachte? Tat sie das wirklich oder war das nur seine Einbildung? Egal. Auf jeden Fall antwortet María sogar ein bisschen interessiert mit einem fragenden „Ja?“ aus dem Bad. Die Stimme aus dem Bad. Ja, der war echt interessant…“ „Echt?“ sagt sie. „Ja, der hieß „Jung und Schön“ und handelte von einer Siebzehnjährigen. Aus Frankreich.“ Mehr sage ich nicht. Mehr kann ich nicht sagen. Ohne meine Anwältin.

Denn der Film handelt zwar von einer Siebzehnjährigen aus Frankreich – soweit, so harmlos –, die aber dann durch einen älteren Mann, der sie – wie passend – eines Tages auf dem Schulhof anquatscht dazu verleitet, ihren Körper über das Internet an ebenso zahlungskräftige und betagte Herren zu verkaufen. Bis eines Tages ihre Mutter dahinterkommt, als der ursprüngliche Freier, den die Tochter mittlerweile regelmäßig sieht, bei einem dieser Treffen unter ihr stirbt und sie ihn in Panik einfach im Hotelzimmer zurücklässt. Krass. „Die ist durch“, würde María sagen. Das habe ich gestern erst gelernt, das mit dem „Die ist durch!“. Man lernt nie aus. Auch nicht abends vor dem Fernseher. Bei den Öffentlich-Rechtlichen. Beim Lügenfernsehen…











Traumdeutung - Festzelt (Folge 2394)










wir sitzen in einem riesigen Festzelt. So ungefähr wie die in Bayern, auf dem Oktoberfest, wo die Leute auf Bänken sitzen, die in langen Reihen angeordnet sind. Wir sitzen am Rande, rechts an der Wand. Ziemlich weit vorne. Fast ganz vorne. Wir haben keine Tische, wie die Leute in der Mitte, sondern nur Stühle. Nadine sitzt rechts neben mir.

Es gibt einen Moderator, der dem Saal ein Partyspiel in Gang setzt, bei dem man aus einem dieser weißen Plastikbecher Alkohol trinken muss [vielleicht um sich Mut zu machen?], ihn dann an jemand weitergeben muss, der wiederum daraus trinkt und mit dem man dann vor den Leuten im Saal irgendein neckisches Spiel aufführen muss. Das geht von Küssen über sich aneinander reiben, bis hin zu Grapschen usw. Was weiß ich, ich glaube sie wissen, was ich meine. Das Spiel fängt mit einm weißhaarigen Mann in der Mitte an und bewegt sich dann immer weiter Aber mehr als mich an den versexten Spielchen der anderen aufzugeilen und mich an dem feucht-fröhlichen Treiben der anderen zu erfreuen, bis ich mit meiner Partnerin – oder meinem Partner? – dran bin, bin ich damit beschäftigt, Nadine zu erklären, zu versichern, dass ich nicht aus diesem Becher trinken werde. „Wenn der bei uns ankommt, dann ist der so verseucht, so voll von Viren und Bakterien, dass ich da bestimmt nicht draus trinke. Du musst dir nur die Leute angucken, die vor uns in der Reihe sitzen.“ Da sitzen so komische Cowboy-Typen mit Hut – nicht mehr die jüngsten und auch nicht die gepflegtesten, mit diesen langen ungepflegten Ziegen und Schnurrbärten, die diese Leute so oft haben. „Ne, das mach ich nicht! Das können die vergessen!“

oder mache ich es nicht aus Eifersucht

noch bevor der Kelch an mir vorbeigehen kann, wache ich auf und merke, dass es erst 5:54 ist.





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Montag, 2. Mai 2016

Seife im Arsch








Unter der Dusche stecke ich mir die Seife ganz in den Arsch. Für Feinheiten habe ich jetzt keine Zeit! Danach riecht sie deutlich nach Fisch. Scheiße, wenn sich jetzt María damit heute Abend die Hände wäscht. Aber darüber mache ich mir nicht lange Gedanken, denn schon bald knallt die Seife auf den Boden. Wie alles in meinem Leben, fällt sie mir runter. Alles fällt runter, verheddert oder verhakt sich, bleibt stecken… Genauso wie sich mein Leben verhakt hat, steckengeblieben ist, total verheddert ist… Wahrscheinlich bin ich auch irgendwann runtergefallen. Wahrscheinlich auf den Kopf. Meine Eier tun immer noch weh. Nicht, dass das Hodenkrebs ist. Vielleicht kommt der Schmerz aber auch aus der Hüfte. Noch schlimmer: Wer hat schon mit 39 Hüfte. Die linke Schulter tut auch noch weh. Bestimmt ein Herzinfarkt. Ein verschleppter Herzinfarkt…

Noch Fragen?

Gut, dass wir drüber geschrieben haben.






Lächeln und Oger











Es klopft am Fenster und ich hieve mich schwerfällig aus dem Bett hoch. Gehe in den Flur und öffne die Haustür.

Es ist natürlich María (wer sollte es auch sonst sein?). Sie lächelt, als sie mich sieht. Allein dieses Lächeln ist Gold wert. Und zaubert sogar einem schwerfälligen Oger wie mir ein Lächeln auf die Lippen.

Wie schön die Welt doch ist, wenn sie am Montag zu mir zurückkommt und lächelt. Da ist ein ansonsten wieder mal beschissener und sorgenvoller Tag gerettet.

Für einen Moment lang zumindest.










Knausgard-Interview











In seinem Interview mit DER ZEIT sagt Knausgard: „Ich fühlte mich als Idiot, als ein Niemand, ich hatte das Gefühl, total allein zu sein. Das ist eine sehr simple, banale und ordinäre Antriebskraft, aber ich kann nicht leugnen, dass es eine Rolle spielte – dieses "Ich zeig’s ihnen!". (http://www.zeit.de/2015/44/karl-ove-knausgard-sterben-lieben-spielen-leben-traeumen-literaturkanon/seite-2)

Dazu habe ich keinen Kommentar mehr.

Er auch nicht.

In diesem Sinne...