Sonntag, 30. März 2025

... aber du läufst trotzdem ... (mein Lauftagebuch, Folge 5)


Das Knie tut weh, das Wetter ist schlecht, kalt, bewölkt und windig, und du bist müde wegen der Scheiß-Zeitumstellung (die nehmen dir einfach so eine Stunde, ein Skandal!) ...

...aber du läufst trotzdem ...

Deine Zahnhälse liegen frei, du hast noch keine Klicks, dein Knie tut weh, du vermisst C. immer noch ...

... aber du läufst trotzdem ...

Du weißt, dass du sterben wirst, irgendwann, das du nicht mehr der Jüngste bist ...

... aber du läufst trotzdem ...

Du wiegst 93,1 kg ...

... aber du läufst trotzdem ...

(damit du danach 91, irgendwas wiegst, hahah ... ha)

Du denkst ...

... Aber du läufst trotzdem ...


Einfach tun, sagt Manson ...

Und Recht hat er ...

Und deine 200 crapoy words hast du jetzt auch schon!

Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen, besser werden

... aber du läufst trotzdem ...

Deine Rechtschreibprüfung auf dem alten Handy spinnt, fuckt dich ab, du vermisst C. immer noch ...

... aber du läufst trotzdem ...

Hinter klingeln dich zwei alte Leutchen auf dem Fahrrad fast zu Tode, erschrecken dich fast zu Tode ...

... aber du läufst trotzdem ...

... und die fahren trotzdem ...


Im Angesicht des Todes

Amen

(ihres noch viel baldigeren)

(aber wer weiß das schon, du könntest auch vor ihnen sterben, weit vor ihnen)

... aber du läufst trotzdem ...

Läufst schneller, um noch fast über die rote Ampel zu kommen, vor der Autobshnbrücke, wo die Autos ungeduldig blinken, weil sie an dir vorbei auf die Autobahn fahren wollen ...

Ich hasse das, diese Stelle, wo man die kurze Autobahnauffahrt passieren muss

... aber ich laufe trotzdem ...

Laufe ich vor etwas weg?

Natürlich, immer


nicht nur vor den blinkenden Autos, die auf die Autobahn wollen ...

... auch vor mir selbst, immer ...

... aber ich laufe trotzdem ...

Bin jetzt schon bei Kilometer 3 ... 

Es ist 09:10, 08:10 an einem Sonntagmorgen Ende März, nachdem du erst um ha. 03:30 (0230) ins Bett gekommen bist,

... aber du läufst trotzdem ...

Am Wald riecht es nach Wildschwein (die sind jetzt brünftig),

... aber du läufst trotzdem ...

Guckst dich um

Wieder blinkende Autos am Parkplatz (was ist denn heute los, so früh am Sonntagmorgen?)

... läufst, bis du nichts mehr fühlst, nichts mehr denkst, nicht mehr liebst

... nur noch läufst ...

Wie gesagt:

... trotzdem ...

Am Waldrand um die Kurve, runter nach Vilipprott.

Dass du noch nicht mal richtig schreiben kannst

... aber du läufst trotzdem ...

monoton

Wenn du durch die Hölle gehst (nicht läufst, nicht läufst?).

geh einfach weiter!

immer weiter

imma wigga

Lauf!

Lauf, Fordert, lauf!

Schließe die Augen, genieße es! (Woraus die Autokorrrektur "genieße Es" macht.) Hier am Wald ist es kühl   im Hier und Jetzt  ruhig

Ein kleiner Tropfen auf deinem Display

ein Tröpfchen


Techno-Musik am Fußballplatz

die feiern

Die feiern das Laufen weg

Laufen auch, beim Fußballtraining, kleine Jungs

... feiere, laufe, trotzdem ...

Der Akku ist auf 25%, und ich muss noch zurück


Aber ich

... laufe trotzdem ...

Mein Ich, mein Es

Das sind mittlerweile mehr als 500 crappy words ...

... aber ich laufe trotzdem ...

Ich schalte den Fitnesstracker aus, um Akku zu sparen

... aber ich laufe trotzdem ...

... weiter ...

Gleich kommt die Wende, die Wende bei den Hühnern in Villip.

Das ist nicht die Wende in deinem Leben

... aber du läufst trotzdem ...

Du bleibst mit dem Pullover an einem dornigen Zweig rechts von dir hängen, es nieselt stärker, wird kälter, deine Beine werden schwächer, du merkst sie stärker, deinen Rücken, spürst deinen Rücken, aber du läufst trotzdem

... aber du läufst trotzdem ...

... weiter ...

... nada, nada ...

Es ist fast so, als wollte Gott dich vom Laufen abhalten

... aber, wer hätte es geahnt, du läufst trotzdem ...

Amen!

Deine Nase ist kalt, die Bayern spielen nur 3:2 (ein Massaker in der Abwehr), du vermisst C. immer noch, musst heute arbeiten, an einem Sonntag (zum Glück!), kannst fast nicht mehr schreiben, da das Display voller Tropfen ist, musst noch waschen, kochen, putzen, alles, alles noch machen

... aber du läufst trotzdem ...

Obwohl dich die Hühner erschrecken


Don't chicken out! Ya cu#nt, ye!

Das Display voller Tropfen ist, dies doch nicht der trockenste März aller Zeiten war (der war 1929, Scheiß-Klimawandel!), der Hund im Haus links von dir bellt, weil er sich riecht, deine #rsch riecht (ich kann deinen @rsvh riechen!), du im Job auf dem Abstellgleis bist, das nicht die Wende in deinem Leben ist, mit 48

... läufst du trotzdem ...

Bewundernswert

Deine Nase läuft auch ...

Mann, wir haben fast April, es ist der 30. März, bald ist Sommer, trotz des kurzen deutschen Sommers

... läufst du ...

Wischst dir den Rotz und das Wasser am Ärmel, da ist es, man sieht es, Rotz und Wasser, auf der anderen Seite auch noch, so, jetzt ist die Nase trocken, für 5 Meter

Laufen ...

... hat dich an Leben gehalten

300 Kilometer im Monat!

Religiös

Wie die Spanier sagen: Er läuft "religiös" 300 Kilometer im Monat

religiosamente

Was für eine schöne Wendung!

Schönheit!

Sprache ist schön, kann auch schön sein: Im Dunkeln hatte er Angst. Angst vor dem Tod. Dem Tod  den sie immer noch nicht besiegt hatten. Und selbst wenn, was würde das bringen?!

... er läuft trotzdem ...

Jetzt den Berg hoch, in Villip (con perdón), der Kälte Ende-März-Wind weht im ins Gesicht - jetzt nicht krank werden! -

Eben den Berg hoch, jetzt den Berg runter, nein  andersrum. Wieder vorbei am Sportplatz, wo die Kinder

... immer noch laufen

Wie besessen

nach Musik

Es ist jetzt kühler, er hat jetzt Gegenwind, spürt den Gegenwind, was für eine Scheiße, aber er muss zurück, er kann nicht stehenbleiben


18%, beeil dich!

Egal, lass es runterlaufen


Und hier beginnt er sogar zu joggen, richtig zu joggen

Lauf, Forrest, lauf! Du hast nur noch 18%. Und C. hat immer noch nicht geschrieben, auf Whatsapp  wird sie vielleicht auch nie wieder tun  saludos cordiales  freundliche Grüße  aber er läuft trotzdem

... aber er läuft trotzdem ...

Über Stock und Stein ...

fast hypnotisch, fast rhythmisch

ältere Frauen

ältere Frauen

fast hypnotisch, fast rhythmisch

die Words werden immer crappier, je näher du deinem Ziel kommst

deinem Ziel? Deinem Tod?

Aaaaaaaahhh, stöhnt er und wischt sich die Nase schon wieder ab


Hier wirst du noch richtig krank


... aber du läufst trotzdem, gerade so ...

Nicht
 
Trotz Autokorrektur, trotz C., trotz Wind 


Oooooohhhh


Aaaaaahhh


Kilometer 9, fast, 9 von 12

wird es in diesem Land denn nie Sommer??? (Scheiß-Klimawandel!!!)

wieder klingelt ihn jemand an, der auf dem Fahrrad den Berg runterkommt  er kann ihm gerade so noch ausweichen

Fahr doch rechts rum, verfluchte Scheiße!

FAAAAAAAAAAAAAACK!

Scheiß-Fahrradfahrer!!!

Letztens hat ihn einer angefahren, im Dunkeln, er blutete, sein Blut tropfte dunkel auf den Asphalt

Er schrie, war sauer, hatte Blut auf der Jacke, seine Lippe war dick und der Typ hatte auch noch aus Versehen seine Mütze mitgenommen   die er ihm erst über einen Monat wiedergab

Aber es war ja auch seine Schuld, er hätte keine Reflwktoren auf der Tarnjacke.

Und der Typ kam von der Arbeit, war müde, der Arbeit im Pflegeheim, ein Afrikaner, nett


Und er fühlte sich voll lebendig, mit dem Blut auf der Jacke, der dicken Lippe

Er hatte ihn auch nicht gesehen, war am Handy was am gucken


voll lebendig, voll das Leben, ich stoße hier mit einem Fahhradfahrer zusammen, blute

... und ich laufe trotzdem ...

suche im Dunkeln nach meiner Mütze, so lebendig wie seit C. nicht mehr


Und mehr als einen Monat später knickte er an (fast) exakt derselben Stelle um, wo der Typ ihn angefahren hatte, lief weiter, und wem begegnete er zwei Kilometer später auf dem Fahrrad????

Dem Typen!

Ist das Leben nicht wundersam?!

Das Leben ist wundersam

man muss es nur lasden, entspannen, cool bleiben, chillen

Aaaaaaaaaaaaaahhhh!!!

Der Wind

Und das Beste ist: Der Typ schlug sich mit der Faust mit ihm ab, begrüßte ihn nett und sagte: Ich komme gerade von dir, habe dir die Mütze in den Briefkasten geworfen

Danke, cool!


Ein netter Mann, cool!

Obwohl er die Mütze erst einen Monat später zurück gegeben hat


Egal



das war schon fast unheimlich, mit dem Umknicken, der Mütze und der Begegnung


die gleiche Stelle


wie Voodoo, fast wie Voodoo


und als er nach Hause kam, lag sie da, im Briefkasten. Zuerst sah er sie gar nicht, so schwarz, wie sie ist, dachte noch der Typ hätte gelogen  will der mich verarschen?!?!   Da ist doch gar nichts.


Aber da war sie, schwarz, gewaschen, roch gut


fast unheimlich, sein Umknicken


ein Fluch


Huch, ein Fluch


Immerhin ist der Typ im Graben gelandet, während er schon wieder auf den Beinen war, am schreien war: DU €#@CHLOCH!!! KANNST DU NICHT GUCKEN?! HAST DU KEINE AUGEN IM KOPF?!


MEIN GOTT, EY!

MEIN GOTT!!


Aber das Schreien verstummte schlagartig, als er ihn da liegen sah, im Graben am Waldrand, mit dem Kopf nach unten


Scheiße


Aber auch er stand wieder auf, regte sich wieder, und lief weiter (sein Kind musste in den Kindergarten), du hattest ihm mit deinen 90 Kilo Lebendgewicht (was auch sonst, Totgewicht?;) den Vorderreifen verbogen


Geil


Sorry, ..., wenn du das liest, aber so lebendig hatte ich mich seit C. nicht mehr gefühlt, sorry, mit tropfender Lippe und ohne Mütze, nach Hause humpelnd (nicht vom Zusammenstoß, sondern von meinem Scheiß-Knie, meinem dodgy knee)


Das Leben ist schön unheimlich (da knicke ich genau da, genau da, wo er im Graben gelandet ist, wieder um ... und wer begegnet mir? Er!


Du hattest sogar Angst, die Mütze wieder anzuziehen, überhaupt wieder anzuziehen, nicht dass die verflucht ist


weil er im Graben gelandet ist


und du noch nicht mal einen Kolumbianer oder Mexikaner (¡ándale!) dafür engagieren musstest 


Ándale


Lauf!


Ándale heißt wörtlich "Lauf!"


Das Leben ist schön unheimlich!


Unheimlich


unheimlich


unheimlich       irgendwas



Und er läuft weiter


Der auch


Wir alle


... und er läuft trotzdem ...


... imma wigga ...


... bis das dein Tod uns scheidet


... deiner!