Sonntag, 13. Dezember 2015

Bruchstücke




13.12.15





Der alte Mann guckt zur Uhr hoch.

„Wie die Zeit verfliegt… Schon fünf Uhr. Wie die Zeit verfliegt. Wahnsinn. Immer schneller.“

„Was? Die Tages- oder die Lebenszeit?“

„Beides.“


***


Ich will ficken, denke ich, als ich die Cheerleaderin beim Basketball sehe, wie sie die Arme hochreißt und ihre rasierten Achseln zu sehen sind. Ihr durchtrainierter Bauch. Fast schon ein Sixpack. Ihre Brüste. Ihre blonden Haare


***


ich liebe Nadinita


***


Ich freu mich schon auf das Gyros-Pita, das ich mir heute Abend nach der Arbeit kaufen werde.

Es sind die kleinen Freuden, die einen am Leben halten.

Für 4 Euro. Mit Fritten drinnen. Ich weiß, dass das billiger ist als Fleisch, aber trotzdem…das schmeckt und macht selbst mich sowas von satt, dass ich beruhigt einschlafen kann. Ohne Essen könnte ich das vielleicht nicht. Und das ist nicht gut, in der Nacht auf Montag.


***


19:31 und María hat mir noch immer keine SMS geschickt. Sie hat sich schon an die Situation gewöhnt. Morgen kommt sie zu mir.


***


Am Ende unterliege ich doch dem Snackautomaten und seinen kleinen Ringli-Tütchen. Obwohl er meine zwei Euro nicht nehmen will und ich das als ein Zeichen sehen sollte. Einen göttlichen Wink mit dem Zaunpfahl. Aber Essen ist mein Sex-Ersatz. Heute habe ich schon ein Ei, ein Roggenbrötchen, eine halbe Lage Spekulatius (locker so um die 30 Stück) und jetzt die Ringlis gegessen. Eine ausgewogene Ernährung, oder nicht?! Reich an Kohlenhydraten, Transfetten und Zucker. Wenn du jetzt sterben würdest, würd eh keiner zu deiner Beerdigung kommen.

Aber ich darf ja den Blumenkohl nicht vergessen. Wie konnte ich nur den Blumenkohl vergessen. Der friedlich im Kabuff hinter der Kabine liegt, während ich Ringlis futtere. Hart und fest, da untergekocht. Nur gedämpft – wie schwul ist das denn – und deshalb noch ziemlich roh. Der knirscht, wenn du ihn kaust. Aber so behält er wenigstens all seine wichtigen Vitamine und Mineralstoffe. Die für eine ausgewogene Ernährung doch so wichtig sind. Der Blumenkohl wird mich zwar nicht retten, aber immerhin.

Und „immerhin“ reicht dir im Moment.

Außerdem muss ich keine Angst mehr haben. Meine Ernährung wird mich vielleicht umbringen, aber das Leben ganz sicher.
 

Samstag, 12. Dezember 2015

Don't you (forget about me)



12.12.15


"The forgotten men and women of our country
will be forgotten no longer." (Donald J. Trump)

"Will you...call my name or walk on by..."
(Simple Minds - Don't You (Forget About Me)



Auf der Arbeit hört er Don’t You (Forget About Me) und denkt: Ich wollte immer nur dazugehören. Immer nur irgendwo dazugehören. Immer nur Freunde haben. Immer nur jemand haben. Kein Wunder, dass ich den Breakfast Club gefühlte 20 Millionen Mal geguckt habe. Aber für mich ist er nie wahr geworden, dieser Traum vom Dazugehören. Egal wie oft ich den Film sah: Ich gehörte nie dazu. Nicht in meiner Familie, nicht in der Schule, nicht in der Uni, nicht in meiner Ehe…du jetzt sowieso nicht mehr.

Manchmal denke ich: Ach, scheiß doch drauf…

Leckt mich doch am Arsch…

Dann gehöre ich eben nicht dazu.

Dann fickt euch doch alle!

Leckt mich doch alle…

…sowas von am Arsch!



Eine Stunde später höre ich Sunday Bloody Sunday von U2. Das ist wenigstens ein Kampflied! An sollte den Kampf nie verloren geben. Es sei denn, man ist tot. Aber das bist du noch lange nicht.

And the battle’s just begun…

Ok, vielleicht ist es doch kein Kampflied im strengen Sinne. Aber für dich ist es das heute. Es feiert die Unabhängigkeit der Iren.



Fast will ich Nadine eine SMS schicken. Ihr schreiben, dass das erst der Anfang ist:
Das ist erst der Anfang! ¡Eso es sólo el comienzo!










Freitag, 11. Dezember 2015

Geblockt bei Twitter!



Habe heute mir meinen ersten Twitter-Block einfangen. Geil, ne! Scheiße, war wohl zu ehrlich. Tut trotzdem irgendwie weh. Weiß nicht warum. Wie Ablehnung im richtigen Leben eben. Ich dachte eben, die wären alle falsch auf Twitter. Da hab ich mich wohl ganz kräftig getäuscht. Und jemand echten erwischt. Dabei wollte ich doch nur nett sein. Siehst du: Das hast du davon, wenn du nett bist! No More Mr. Nice Guy! hat Recht. Nettigkeit zahlt sich nicht aus. Nicht in diesem Leben. Und im nächsten auch nicht, wenn es das überhaupt geben sollte...

Also werd ich ab heute nur noch böse sein. Hatte ich mir eh vorgenommen. Zwar für 2016, aber dann fang ich eben jetzt damit an. Gute Vorsätze werden eh überschätzt.

Obwohl: Der von letztem Jahr ist doch eingetreten. Du wolltest, dass 2015 noch schlimmer wird als 2014 und das hast du, weiß Gott, erreicht.

Geil, ne!

2016 werde ich eine Großoffensive gegen meine Exe starten. Es werden Land-, Boden- und Luftanwälte beteiligt sein. Ich werde ihr die mir unberechtigterweise vorenthaltene Hälfte meines Kindergeldes abkämpfen – und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich werde klare Grenzen ziehen und keinen Schritt mehr zurückweichen. Ab 2016 wird zurückgekämpft – auch wenn das jetzt sehr „deutsch“ klingen mag (bin doch gar nicht rechts, gehöre doch nur zur nicht schweigenden, nicht schweigen könnenden, nicht schweigen wollenden Minderheit der fühlenden Exen). Keinen Zentimeter mehr! Ich werde ihre „Briefchen“ weder öffnen noch verbrennen: Ich werde sie fein säuberlich ar(s)chivieren, damit ich sie irgendwann auch meiner Anwältin vorlegen kann. Ich werde mich von keiner Ablehnung, keiner Rückweisung mehr beeindrucken lassen (das wird schwer!). Ich werde wieder auf die Füße kommen. Ich werde nie wieder etwas für Leute empfinden, die keine Empfindungen für mich übrighaben.

Also, in diesem Sinne schon mal Prost Neujahr!
 
Ich feier schon mal vor, denn Silvester ist unser Jubiläum (das wäre dann unser zwanzigstes gewesen!)

Prost Neujahr!


Kämpfen...kämpfen!



11.12.15





Ich werde kämpfen! Ich hab eh nur noch 30/40 Jahre, also was hab ich schon groß zu verlieren?!





Vielleicht war ja die Trennung sogar gut für mich. So hab ich endlich mal meinen Arsch hochbekommen.
Vielleicht lache ich ja tatsächlich in ein paar Jahren darüber.




Jetzt noch nicht, soviel ist sicher.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Gott ist 1,50 Meter groß!



10.12.15





Morgens, als er nach seinem Handy sucht, sieht er die Nachricht.

Ja kommst du heute noch?
9 Dez. 2015 21:52


Geil, denkt er, nachdem er merkt, dass das eine Nachricht von gestern ist. Ja, hier steht’s: 9 Dez. Heute ist der 10. Haha. Eine Nachricht von María. Denn gestern hatte ich Streit mit ihr. Schon wieder. Und hab mir geschworen, einmal das zu machen, was ich bei Nadine damals schon lange hätte tun sollen (denkt er). Einfach abends wegbleiben.

So einfach: Einfach nach der Arbeit nicht direkt nach Hause gehen…

Sondern…

Zu den Chinesen, um deine Kaution einzutreiben. Die sie nach fast 6 Monaten immer noch nicht zurückbezahlt haben. That’s my idea of fun! Einfach mal nicht nach Hause kommen und ihr bei den Hausaufgaben helfen. Sie ist ja schließlich alt genug. Bei allem helfen. Wofür ich ja eh nichts krieg. No More Mr. Good Guy! Ja, es wird langsam!


Mir geht es beschissen und all denen geht es gut. So ham wir nicht gewettet. Für alle, die geht das Leben weiter und mir geht es beschissen. Alle sind glücklich, leben ihr Leben weiter. So als wär nichts passiert. Nur du bist unglücklich. Ich bekomme irgendwann das Gefühl, dass die auf meine Kosten glücklich sind.

Also schickt er Nadine eine SMS. Damit sie nicht denkt, sie kann sich vergnügen, während ich verzweifelt meinem Kindergeld und allen möglichen Abmachungen hinterherrenne. Das hat sie gar nicht verdient, dieses nette, sorgenfreie Leben!

Immer noch hat er das gestrige „Gespräch“ mit seiner Tochter im Kopf:

„Kommst du an Weihnachten?“

„Weiß ich nicht.“

„Musst du doch wissen…oder wer entscheidet das?“

„Nerv nicht.“

„Also entscheidet das Gott. Der kleine 1,50 Meter große Pissgott entscheidet, was gemacht wird.“


Einmal würde ich gern ihre Gedanken lesen können