Freitag, 11. Juli 2025

Accountability

 


Mir begegnen aber auch komische Leute. Nur komische Leute. Nur komische Leute wollen meine Freunde sein. Keine vernünftigen. Muss wohl an mir liegen. Bestimmt. So, wie der Ole. Direkt dich beleidigen und dann noch erwarten, dass man ihm immer recht gibt. So ist C. ja auch. Die hat sich auch nie für irgendetwas entschuldigt. Für nichts. No accountability. Nada. Zero. Cero.


Vielleicht begegnen dir ja gerade diese Leute aus einem Grund. Aus Gründen, wie es auf X immer heißt. Entweder, weil du genauso bist, weil du sozusagen der common denominator bist. Vielleicht bist du ja, wie Ole immer so gerne sagt „toxisch“. Bestimmt. Aber ich bin bestimmt auch nicht der Einzige. Außerdem: Wenn man andere als toxisch bezeichnet, könnte man ja auch mal anfangen, sich an die eigene Nase zu packen … Aber nein: Verantwortung für das eigene Benehmen = 0. Bei C. Genauso, obwohl das bei Frauen wahrscheinlich Standard ist, was weiß ich. Hat sie sich jemals bei dir entschuldigt, jemals ihr eigenes Benehmen in Frage gestellt. Nope.


Wie deine Mutter. Vielleicht stehst du ja deswegen so auf ältere Frauen. Weil du dein Kindheitstrauma mit deiner Mutter überwinden willst. Vielleicht. Vielleicht findest du gerade das an Ole so interessant.


Deine Mutter war genauso, damals. Du weißt noch, an einem Abend hast du gebittelt und gebettelt, dass sie sich bei dir entschuldigt, oder zumindest, dass sie zugibt, dass sie auch was falsch gemacht hat, auch Fehler gemacht hat. Aber nix. Absolut nix. Und Personen, die so handeln sind nicht gut für dich. Personen, die keine Einsicht zeigen, weil du zu viel Einsicht zeigst, zu nachgiebig, zu viel über alles nachdenkst, ob es vielleicht doch an dir liegen könnte, an etwas, das du getan hast. Aber es liegt ja nie 100% nur an einer Person. Also kann es im Umkehrschluss auch nie 100% nur an dir gelegen haben. Also muss es auch an C., an Ole und an deiner Mutter gelegen haben, wenn auch weniger, wenn auch vielleicht weniger als an dir dann zumindest aber doch in einem gewissen Umfang, zu einem gewissen Prozentsatz …


Und so arbeitest du dich mehr als 30 Jahre später immer noch an diesen ach so perfekten Personen ab, die nie Fehler einsehen, die kein Wässerchen trüben kann, weil sie … vielleicht, weil sie bei dir ja keine Konsequenzen zu fürchten haben. Das wird es sein. Aber Ole hat ja schon Konsequenzen gespürt, nämlich dass du ewig lang, monatelang, glaube ich, keinen Kontakt zu ihm hattest. Und trotzdem ist das Erste, was er dir sagt, als du wieder Kontakt aufnimmst, dass du jetzt nicht mehr „so toxisch“ bist wie früher. Na dann, danke.


Was du hättest sagen sollen wäre etwas wie: Wenn du mich noch einmal toxisch nennst, breche ich jeglichen Kontakt sofort wieder ab, weil ich mich nicht beleidigen lasse. Von niemandem: weder von Freunden noch von Frauen noch von Arbeitskollegen. Ich glaube das ist der Knackpunkt: Die Leute müssen Konsequenzen spüren, müssen Konsequenzen zu spüren bekommen. Direkt.


Du bist immer noch zu nett. Du musst ihnen in Zukunft direkt zwischen die Hörner stoßen und das dann knallhart durchziehen. Keinen Kontakt mehr, wenn ich beleidigt werde. Sofort. Vorbei. Vielleicht hilft das ja. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall bist du nicht mehr das kleine Kind beziehungsweise der Jugendliche, der bei seinen Eltern lebt, der bei ihnen leben muss, auf sie angewiesen ist. Weil er auf sie angewiesen ist. Du kannst dich wehren. Und zwar direkt. Du musst nicht mehr warten, du brauchst diese Leute ja nicht. Besonders, wenn du diese Leute nicht brauchst. Ok, C. brauchst du schon noch immer ein bisschen, weil du noch immer Gefühle für sie hast. Aber Ole?! Nö, so oft, wie du bei dem schon in den No Contact gegangen bist. Und trotzdem hat er sich nicht geändert, ist nicht von seinem hohen Ross abgestiegen, dir nicht entgegen gekommen, nicht einen Deut, will immer noch mit dir über Palästina diskutieren, obwohl er doch genau weiß, was du für eine Meinung hast. Warum macht er das? Weil er sich für besser hält als du? Weil er dich belehren will? Du hast ihm in der Bahn gesagt, als du mit ihm nach Köln gefahren bist, dass du nicht mit ihm über Politik reden willst, dass du diese Gespräche nicht mehr willst, diese Endlosdiskussionen, die zu nichts führen. Zu nichts und wieder nicht, wie dein Vater das immer gesagt hat. Das führt zu nichts und wieder nichts.


Vielleicht setzt dir ja Gott genau deswegen immer wieder diese Personen vor: Weil du das lernen musst. Wann du loslassen musst, wann Hopfen und Malz verloren ist, weil sich die Person nie ändern wird und dich immer von oben herab behandeln wird und deswegen deine Präsenz, dein Dasein in ihrem Leben nicht verdient oder wann es noch Hoffnung gibt … Hoffnung, auf eine Einsicht. Damit du es endlich lernst, dich gegen solchen Personen durchzusetzen. Entweder, in dem du sie abschreibst, den Kontakt zu ihnen abbrichst oder indem du ihnen zeigst, dass du solches Benehmen nicht mehr tolerierst und dadurch eine Veränderung in ihrem Verhalten erreichst. Vielleicht ist das ja so. Und Gott wird dir genau deswegen, immer weiter Leute vorsetzen, die dich von oben herab behandeln, die dich ausnutzen, die dich ohne Konsequenzen beleidigen, bis du das lernst.


Aber das hast du ja schon, zumindest teilweise.