In der Bahn setze ich mich
in Rheinbach auf diesen Zweier am Ende des Fahrradabteils (wenigstens habe ich
hier Beinfreiheit) und fange an zu lesen. Immer noch Knausgards Träumen. Band fünf seiner Min-Kamp-Buchreihe, die ihn weltberühmt
gemacht hat und Norwegen auf die Weltkarte der Literatur katapultiert hat.
Aber weit komme ich nicht.
Denn die Bahn füllt sich immer mehr und schon bald setzt sich dieses Mädchen
vor auf einen dieser seitlichen sitze im Fahrradabteil. Sie fällt mir schon
auf, als sie noch draußen, auf dem Bahnsteig steht und darauf wartet einsteigen
zu können. In Witterschlick? Oder Impekoven? Egal, auf jeden Fall fällt sie mir
direkt ins Auge, weil sie in diesem Wetter (Sonne und wechseln sich bei nicht
mehr als fünfzehn Grad Außentemperatur schon fast minütlich ab) nur mit so
einem weißen Oberteil bekleidet ist, das irgendwie einem männlichen Unterhemd
ähnelt, so einem aus Feinripp, unter dem man unter ihrem Arm ganz klar ihren
rosafarbenen Spitzen-BH sehen kann.
geil
Ich wende mich von meinem
Buch, um vielleicht noch einen Blick auf diesen rosafarbenen BH zu erhaschen,
und dann…
…setzt die sich genau vor
meine Nase…
…wer soll denn so lesen
können…
Direkt mache ich mir
Notizen, damit ich später, wenn ich Zeit habe, etwas darüber schreiben kann.
Ich hole mein kleines Notizheft aus der Laptoptasche und während ich immer
wieder verstohlene Blicke in ihre Richtung werfe, schreibe ich heimlich
folgende Stichworte auf:
rosafarbener BH,
dunkelblonde Haare
so eine Art besseres
Unterhemd
kleine Titten
rosafarbene Ohrmuscheln.
Ohrmuschis
Sie steht auf der Schlaufe
meines Rucksacks. Eine oben gerade, unten dann spitz zulaufende Nase, ein
bisschen blasses Gesicht. Man sieht den BH unter den Armen. Blaue Chucks.
Schwarze Leggings
Und dann fällt mir auch noch
ein Titel für den Blog-Post ein: Mädchen in Bahn. Das klingt geil und
gleichzeitig nicht so anspruchslos wie geile Tittentante in Bahn, deren
rosafarbener BH und kleinen Titten mich nicht lesen lassen… (letzteres ist
ohnehin viel zu lang…)
Ich lege das Buch mit dem
Titel „Träumen“ zurück in die Tragetasche und fange an zu schreiben. Denn lesen
kann ich jetzt sowieso nicht mehr Tut mir leid, Knausgard, aber meine Träume
bewegen sich gerade in eine andere Richtung. Wenn ich bei so einem Anblick
jetzt einfach so weiterlesen würde, als sei nichts passiert, dann müsste ich
mir glaub ich ernsthaft Sorgen machen, aber so weit ist es zum Glück noch
nicht.
ALLES GUT! ALLES GUT! RUHIG,
BRAUNER!
Du blickst auf ihre nackten
Arme, die keinen Meter von dir entfernt sind und locker auf ihren dünnen
Oberschenkeln liegen. Ist ihr nicht kalt, bei diesem Wetter so rumzulaufen, mit
diesen unbedeckten, langen, schönen Armen…? Ok, im Moment scheint draußen die
Sonne, aber wie lange hält das an, das ist die Frage. Sie hört Musik, hat diese
großen rosafarbenen Kopfhörer auf dem Kopf, auf ihrer leicht lockigen,
dunkelblonden Mähne mit leichtem Rotstich (wie ich es so liebe). Keine Ahnung,
was mir – keinen Meter von ihr entfernt – gerade durch den Kopf geht. Was sie
wohl tun würde, wenn sie meine Gedanken lesen könnte? Vielleicht würde sie das
sogar anturnen, nach dem ersten Schreck, der ersten Überraschung…
Und was denkst du so? Nun,
dein Hauptaugenmerk, das heißt, das Hauptaugenmerk deiner Gedanken liegt ganz
klar auf ihrem Oberteil. Das lässt dich irgendwie nicht los, dieses Hemdchen,
unter dem sich ihre kleinen Tittchen so nah und doch so fern befinden. Diese
sind zwar nicht groß, ihr Top spannt sich an der Brust kaum, wird kaum
ausgefüllt, so klein sind ihre Brüste, aber trotzdem haben sie eine Präsenz,
erzeugen eine Spannung in dir, die dir schon fast unheimlich ist. Die ganze
Zeit stellst du dir vor, wie sie wohl nackt aussieht, mit nacktem Oberkörper (das
würde dir heute schon reichen) und diesen kleinen, süßen Brüstchen, die schon von
außen gesehen so perfekt erscheinen. Echt, die hat echt den fast perfekten
Körper! Wie es wohl wäre, ihre Brüste zu sehen. Nackt, vor dir. Ihr Oberkörper
entblößt, die Arme an der Seite, mit einem Bick aus Lust, Koketterie und ein
bisschen kindlicher Scham. Das Fleisch ihrer Brüste, das weiße Fleisch ihrer
Brüste (das klingt wie beim Metzger, ich weiß, ich weiß, ist aber, wenn ich
ehrlich bin, genau das, was mir durch den Kopf geht). Nachdem sie sich ihres
weißen Hemdchens entledigt hat. Ihren zartrosa BH abgelegt hat.
…wie es wäre, mit ihr zu
schlafen…
…in sie einzudringen
langsam, genüsslich, in ihr zartes Fleisch…
Bestimmt ist die rasiert.
Ach, was sage ich: depiliert! Mindestens!
Aber wie so oft, am Anfang
zumindest, haben ihre Brüste, ihre zwei kleinen Brüstchen eine größere
Anziehungskraft als ihre Muschi. Obwohl du natürlich ihre Beine auch siehst.
Ihre dünnen Beine, die in einer schwarzen Leggings stecken…
(…Nadine trug damals, am
Anfang, auch immer Leggings…als das noch Mode war, Anfang der 90er…)
Als der Zug kurz vor Bonn
ist, kurz vor der Endstation, denkst du, fragst du dich: Ob die mich bumsen
würde…?
Und einen Augenblick kommt
diese Stimme von der anderen Schulter und sagt: Die würde dich so oder so nicht
bumsen.
Und wieder die andere Seite:
Aber wer weiß… Wenn die Anziehungskraft stimmt… (also bei dir stimmt die jetzt
schon sowas von…) Es sind schon ältere Männer als du von jungen, hübschen
Frauen gebumst wurden, aus welchen Gründen auch immer… Man(n) hat immer eine
Chance, erst wenn man…
Im Leben nicht. Die? Keine
Chance! So gut wie die aussieht…
Und so – obwohl du immer
wieder zu ihr hingucken musst, ihre Schönheit deine Augen förmlich in ihren
Bann gezogen hat, wie eine Schlange ihr Opfer – meldet sich plötzlich eine
dritte, realistischer Stimme, die sagt: Du darfst sie nicht idealisieren, das
machst du immer bei Frauen! Das ist ein Fehler! Das ist dein größtes Problem! Die
ist auch nur ein Mensch! Ein Mensch aus Fleisch und Blut…
Fleisch! Genau…
(das hast du bei Nadine auch
immer gemacht, sie idealisiert, und bei María erst recht – die ist aber auch
schön, natürlich schön)
Die auch! Wer sagt denn,
dass sie dich bumsen würde… Wer sagt das denn… Man(n) hat immer eine Chance…
Ihr Gesicht war auch
ziemlich weiß, als sie dich eben für einen kurzen Moment lang angeguckt hat, in
deine Richtung geguckt hat. Eine junge, hübsche, weiße Totenmaske mit hohen
Wangenknochen, Backenknochen…
Sie ist vielleicht erst
genauso alt wie deine Tochter (oder ein bisschen älter)
Na und?! Sie IST ja NICHT
deine Tochter! Sie ist ein ganz anderer Typ. Mit hellen, dunkelblonden Haaren
(so ähnlich wie deine Schülerin), während deine Tochter eher der dunkle Typ ist…
..genau wie du…
(mit einer Seele in der es
keinen Boden zu geben scheint…)
Andererseits ist sie genauso
dünn wie deine Tochter (oder sogar noch ein bisschen dünner)…
…ihre dünnen Arme, leicht
braun, ihre beiden Titten unter dem neckischen Hemdchen, das, wie du jetzt
siehst, vorne so eine kleine, bunte Stickerei hat, wie bei einem Kind…stieren
dich förmlich an…
…es ihr zu besorgen, ihr
deinen kleinen Schwanz unten reinzustecken, ihre Wärme spüren, die Wärme
ihres nackten Fleisches…wie gut wäre das denn…wie gut würde das deiner
geschundenen, schwarzen, bodenlosen Seele tun…
Als der Zug schon im Bahnhof
einfährt und du dich fertig machst, merkst du, dass sie – ohne es zu wissen –
auf deinem Bändel steht, den von deinem Rucksack meinst du natürlich. Du willst
deinen Rucksack schließen, ihn dir umschnallen, aber sie steht mit ihrem Fuß
auf dem Bändel
Sie steht auf deinen Bändel!
Du sagst nichts, wartest
brav darauf, dass sie aufsteht, genießt den Moment, in dem sie dir beim
Aussteigen noch einen flüchtigen Blick auf ihren zartrosa BH gewährt…
Und dann ist sie weg. Du
steigst aus und sie steigt aus und sie ist weg. Du bist zwar noch da, aber…
Und während du dich an Gleis
4 auf eine dieser Eisenbänke (total praktisch im Herbst und Winter) und diese
Zeilen schreibst, kommt plötzlich dieser Typ auf dich zu. Zuerst denkst du, das
ist ein Penner. Aber dann zeigt er dir sein Handy und du siehst ihn von nahem. Er
ist Chinese und hat seine Freundin dabei. Du guckst ihr in das runde, junge,
schöne Gesicht…voll in diese schönen dunklen Augen. Diese asiatischen
Mandelaugen… Und denkst: Die wäre auch...
…fickbar
Wie in diesem Porno, den du
letztens entdeckt hast. Bei Dailymotion. Ein richtiges Juwel, in diesem
Dschungel aus verpixelten Filmchen und langweiligem Scheiß ohne…
…Bums!
Wo diese Asiatin eine ganzen
Horde von Männern unterrichtet, die am Ende nur eines wollen: ihren jungen,
prallen, drallen, schönen Körper…
(wo die am Ende mit dem
einen geschlafen hat und das Sperma in Nahaufnahme wieder rausdrückt…aber
lassen wir das…)
Die würde bestimmt auch
nicht mit dir bumsen…
Das kannst du ja nicht wissen…
…bevor sie nicht unter dir
liegt…
Halbwegs zufrieden
angesichts so viel Schönheit (selbst in Deutschland), sitze ich in der Sonne
(die wieder scheint) an Gleis 4. Neben mir sitzt/steht so eine Frau im
Rollstuhl, hat ihr Gesicht in die Sonne gehalten, die Augen geschlossen. In das
bisschen Sonne, das uns Deutschland noch gibt (ohne dass wir dafür bezahlen
müssen).
Und dieser Typ, wie sie
mittleren Alters, ihr Ehemann wahrscheinlich, hält ihr ein belegtes Brötchen
vor den Mund und sie beißt hinein. Liebevoll. Dann gibt er ihr aus einer Thermosflasche
etwas zu trinken, hält ihr geduldig und mit ruhiger Hand den kleinen Becher,
der auch gleichzeitig der Deckel der Thermoskanne ist, vor den Mund.
Das ist Liebe, denkst du
nur.
(was wohl Nadine davon
halten würde…)
Männer!