Freitag, 22. April 2016

Zecken und Echsen






22.04.16




Morgens geht er Wasser kaufen. María ist auch schon auf, ist noch Duschen gegangen (besser so: Dann muss sie nicht in der P***-WG ihrer Mutter duschen gehen).

Er tritt vor die Tür…und ist schon jetzt…stinkwütend. So richtig wütend.

Er denkt darüber nach, was ihn die Scheidung kosten wird. Ob das, was die Anwältin gesagt hat, auch für die Beratung usw. vor der Scheidung gilt oder nur für den Scheidungsprozess. Wär schon gut, wenn das für beides gelten würde…

Und wenn nicht…?

Immer bleiben Fragen offen. Jedes Mal, wenn er zu seiner Anwältin läuft, ist er am Ende zwar für den Moment schlauer, aber schon am nächsten Tag wirft sein Gehirn neue Fragen auf. Hört das denn nie auf?!

Das geht doch so nicht, dass ich am Ende noch für die blechen muss. Für die Scheidung, die ich nicht will. Nie wollte

…die ich nie gewollt…

Das geht nicht. Echt nicht. Echt nicht. Und die lacht sich am Ende noch kaputt. Lacht sich ins Fäustchen, wie du zu der Anwältin gesagt hast. Lacht sich ins gierige Fäustchen. In ihrem neuen, freien Leben

NEIN, sagt er fast laut und schiebt den Unterkiefer demonstrativ nach vorne. Fletscht fast die Zähne, als er die Hauptstraße überquert.

Irgendjemand wird dafür bezahlen Irgendjemand. So viel ist sicher.

Und wenn es ihre Schwester ist…

…oder ihr Schwager…

…oder ihre andere Schwester…

Sie hat ja so eine große Familie.

Irgendjemand muss bluten dafür.

sangre por sangre

Er macht sich Sorgen: Er kriegt zwar Prozesskostenhilfe, aber wenn die ihr Haus angibt…

…in was ist er da bloß reingeraten, mit dieser Frau. (Und so gut sah sie noch nicht mal aus. Und fünf Jahre älter als er war sie auch!) Hätte er doch damals in Ecuador nicht Ja gesagt. Jetzt bezahlt er dafür. Aber dann gäbe es María auch nicht…

…und wenn die das rausfinden…

So schwer ist das ja auch wieder nicht…

Die sind ja auch nicht doof. Aber für Nadine sind die alle doof. Ihr passiert nie was. Bis sie in der Bahn beim Schwarzfahren erwischt wird und in den Knast kommt, weil sie illegal in Deutschland ist. Oder bis sie mit ihrem Schwager in der Post erwischt…wer weiß was am machen…und zum zweiten Mal ausgewiesen wird. Aber die sind ja alle doof. Man muss die nur lange genug verarschen…

Die Gedanken drehen einsam ihre Kreise in seinem Kopf. Immer und immer wieder. Den ganzen Tag lang. Wahrscheinlich selbst noch im Schlaf. Plötzlich denkt er: Ach ja, Zeckenmittel muss ich auch noch kaufen. Bei Rossmann. Das gute Zeckenmittel von Rossmann. „Zeckito“. Und Wasser im Edeka – ist das Leben nicht aufregend.

Heute gibt es Fischstäbchen zum Frühstück. Klingt wie ein Film- oder Buchtitel. Viel besser als Schokolade zum Frühstück.

Zuerst geht er zu Rossmann. Er hat die Auswahl: „Zeckito sensitiv“ oder „Zeckito stinknormal“. Für jeweils 1,99. Das stinknormale hält 4 Stunden, das sensitive nur 2. Also das Normale. Seine Zecke ist hartnäckig. Also Zeckito normal.

Heute gibt es Atom-Fischstäbchen, Eier und Ciabatta-Brötchen (Gut und günstig) zum Frühstück. Wenigstens darauf kann er sich freuen.

Zuhause sitzt seine Tochter auf der Bettkante, guckt Fernsehen. Er geht schnurstracks in die Küche. Aber nicht ohne vorher noch einen Kommentar losgeworden zu sein.

„Guck mal hier“, sagt er und hält ihr die Zeckito Sprühflasche direkt vors Gesicht. Zeckito!“

Zeckito: Bestens geschützt gegen die südamerikanische Zecke.

Am Ende kann er der Versuchung nicht widerstehen, es doch noch laut zu sagen: „Zeckito: Bestens geschützt gegen die südamerikanische Zecke.“


„Hey, lass mal ausprobieren, ob das an dir wirkt. Du bist ja halbe Südamerikanerin.

Sie guckt mich böse an, mit diesen großen Augen, die ich so liebe.

Auch gegen den ecuadorianischen Zeckenbock. Den geilen, kleinen Zeckenbock mit dem großen Rüssel. Also komm schon, Rafael, komm schon.

Hilft auch gegen Dortmund-Fans und… Das sage ich jetzt besser nicht öffentlich, ohne meine Anwältin – und die ist schon mit meiner Scheidung komplett unterbelastet. Vielleicht hilft es ja sogar gegen Atlético Madrid. Der Trainer von denen hat auch etwas sehr zeckiges, wenn man so darüber nachdenkt. Südamerikaner ist er auch. Zwar nicht wie die gemeine Andenzecke, aber auch Latino…

Er geht in die Küche und knallt die Fischstäbchen in die Pfanne. Fast die ganze Packung; hier werden keine Gefangenen gemacht. Und als er sieht, dass tatsächlich nur ein Fischstäbchen in der Packung verbleiben ist, quetscht er das auch noch irgendwie zwischen die anderen, obwohl da eigentlich gar kein Platz mehr ist. Wie gierig! Das Leben ist schließlich kurz. Die Liebe auch.

María kommt aus dem Wohnzimmer in die Küche und kommentiert natürlich prompt die volle Pfanne: „Boah, mehr ging auch nicht?!“ Oder nur „Boah!“

„Willst du auch ein paar“, sagt er verlegen. Obwohl er ihr eigentlich gar keine abgeben will. Aber er muss ja wenigstens so tun als ob…

Zum Glück lehnt sie ab und er ist wieder allein, allein in der Küche, mit der vollen Pfanne Fischstäbchen.

Zu den Fischstäbchen gibt es Eier. Vier Eier. Nein, nicht alle jetzt. Nur zwei.

Wenn die Eier nach oben zurückkommen, sind sie schlecht.

Dann darf man die nicht mehr essen.

Schlechte Eier. Deine

Nach einer Weile kommt er zurück ins Wohn-/Schlafzimmer, überlässt die Fischstäbchen einen Moment lang ihrem Schicksal.  María sitzt immer noch auf der Bettkante. Wie adrett sie wieder gekleidet ist…

Im Fernsehen läuft der Wetterbericht. Der Moderator sagt:…kalt, regnerisch…typische April-Wetter eben…

Er ballt die Hände zur Faust und sagt: „Ja! Am Wochenende wird das Wetter schlecht! Ja!“

María sagt nichts, schüttelt glaub ich nur den Kopf.

Das hat er gestern auch schon gesagt. Und vorgestern. Und vorvorgestern. „Bis zehn
Uhr…wann gehst du noch mal?...bis zehn Uhr kann das Wetter gut sein…

…danach soll es regnen, stürmen, Gewitter geben und vielleicht sogar schneien…ja, Schnee wär gut!“

Sie sagt nichts, sie kennt das schon. Sie kennt all seine dummen Sprüche schon. Nur der Zeckito-Spruch war neu. Deswegen hat sie den kommentiert.

Er guckt sich die Bücher an, die auf dem Esstisch liegen. „Freitag ist Selbstverbesserungstag! Da lese ich immer Selbsthilfebücher!“

Sie lächelt sanft. Aber sie lächelt.

Er legt sich für einen Moment ins Bett, vor den Computer.

María steht auf, nimmt ihre Tasche, die auf dem Stuhl neben dem Bett steht. Da, wo sonst immer die saubere Wäsche drauf liegt.

„Ich muss jetzt los.“

Wie immer wird er ihr sagen, dass ich dich vermissen werde. Und wie immer wirst du es ihm nicht glauben…
Aber er sagt es trotzdem
O
O
O

„Scheiße. Ich verpass meinen Bus…“

Dann nimm doch den nächsten. Mir doch egal.

Sonntag, 17. April 2016

Erbeben in Ecuador


17.04.16





Er sitzt mal wieder nichts ahnend auf der Arbeit – was soll er auch sonst machen, außer Arbeit ist ihm ja nicht viel geblieben. Schaut ganz unschuldig auf die Seite der Bild. Nur, um nachzugucken, wie es in Hamburg steht. Weil er so dumm war – wieder mal – die Wahrheit zu sagen. Das darf man in Deutschland nicht. Nicht erst seit Böhmermann, sondern schon länger nicht. Ich nehme mal an so ungefähr seit den Siebzigern. Können aber auch die Sechziger gewesen sein. Eigentlich lustig: Die Generation, die mit den ganzen Lügen aufräumen wollte, ist am Ende die verlogenste. Wer zuletzt lacht…

Aber lachen darf man bald auch nicht mehr…

Wo war er noch mal? Es gibt heutzutage so viele kleine und mittelgroße Ablenkungen, da ist es schwer den Faden zu behalten. Ach ja: Er guckt nach, wie es in Hamburg steht. Und hat ein berechtigtes schlechtes Gewissen. Weil er zu dem Kunden gesagt hat, dass er will – er als Bayern-Fan –, dass Dortmund gewinnt. Damit die Bayern bloß nicht zu sehr an der Tabellenspitze enteilen. Damit die „heiß“ bleiben, hat er gestern noch zu ihm gesagt. Aber er ist Hamburg-Fan. Und dummerweise sind seine Wünsche leider einmal in Erfüllung gegangen. Sonst nie, aber bei so einem Scheiß schon. Unglaublich! Dankeschön! Wer auch immer für die Wünsche verantwortlich ist, Dankeschön!

Jetzt steht es 2:0 für Dortmund und er hat seinen Schlamassel. Auch sein anderer Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Nämlich, dass Aubameyang kein Tor schießt. Damit Lewandowski Torschützenkönig wird. Obwohl er den auch nicht mag. Eigentlich mag er niemanden. Außer seine Tochter. Und die Tittentante von gestern Abend – nein, nur Spaß, bitte nicht verklagen!

Er hat gerade das spanische Radio angeschaltet, als plötzlich etwas passiert. Scheiße, das kann doch nicht sein. Doch nicht in seinem Leben. Ne, du hast dich geirrt. Bestimmt.

Ne, hab ich nicht.

Es ist ja auch nicht so, dass mit ihm was passiert. Er sitzt weiter wie versteinert in seinem Aquarium und wechselt Geld. Im Westen nichts Neues. Aber die Welt steht ja nicht still. Nur, weil er permanent stillsteht. Denn es ist heute wirklich etwas Interessantes passiert. Etwas wirklich Interessantes. Dabei hatte er die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass noch mal was passiert. Was Interessantes. Und normalerweise schaut er ja nicht in die Eilmeldungen der Bild. Da steht dann meist sowas wie „Kim Kardashian abermals an Arsch operiert“. Oder „Dieter Bohlen schon wieder ausgeraubt – Ex hat Alibi!“. Oder „Böhmermann darf verklage werden“. Aber lassen wir das lieber. Wir wollen ja nicht, dass uns das gleiche Schicksal ereilt. Oder?! Denk dran: Du bist nicht Eminem! Was das kostet, so eine Klage!

Aber heute steht da was echt Interessantes. Komplett mit Rechtschreibfehler. Etwas, das seine Pupillen sich radikal erweitern lässt. Nämlich: „Ecuador: Todteszahl nach Erdbeben steigt auf 233.“

Hä, was ist das denn? Liest er richtig? Oder ist das eine optische Täuschung, hervorgerufen durch schlechtes Essen, Trennung und zu viel Sport? Dadurch, dass er heute den Abfluss mit Chlor gereinigt hat? Ist er etwa high? Von Chlor? Chlorgas? Was lesen seine übermüdeten Augen denn da?

Aber nein: Es stimmt tatsächlich! Es hat ein Erdbeben in Ecuador gegeben. Geil! Wie geil ist das denn? Bitte, bitte in Ambato! Bitte, bitte, denkt er, in den Millisekunden, die die Seite braucht, um sich aufzubauen.

Scheiße, das war an der Küste.

Scheiße.

Die armen Opfer.

Obwohl: Vielleicht ist ja ihre Schwester unter ihnen! Die wohnt ja an der Küste.

Aber nein: Das war oben, im Norden. Fast an der Grenze zu Kolumbien. Wohnt da nicht auch irgendjemand? Wo hat die eigentlich keine „Familie“?

Aber so richtig zielsicher ist das trotzdem nicht, wie er auf der Karte feststellen muss. An der Küste. Und es wird sogar ein Tsunami erwartet. Er kriegt den Mund nicht mehr zu. Während er sich hier langweilt müssen die Menschen andernorts um ihr Leben bangen. Um ihre Existenz. Das Leben ist schon unfair. Oder wie das Grönemeyer sagt: „Das Leben ist nicht fair.“ Punkt. Kein Ausrufezeichen.

Ein Erdbeben! Geil!

In freudiger Erwartung und zugleich leicht verängstigt – vor wem hat er eigentlich Angst? – geht er auf der Seite wieder nach oben. Zu dem Foto, das ein Haus zeigt, das nicht nur stark beschädigt ist, sondern auch stark in Schieflage geraten ist. Geil! Das heißt, traurig! So traurig! Die Welt ist wahrhaft aus den Fugen geraten. Erst Böhmermann und jetzt ein Erdbeben in Ecuador. Was kommt als nächstes? Mutti tritt zurück?

Nicht, dass das…

…nein, bist du doof, das ist an der Küste!

Das ist nicht ihr Haus.

Sieht aber so aus.

Das ist nicht lustig.

Wenn er das jetzt schreiben würde, dann würde das nahe an die Schmähkritik rücken.

Aufpassen!

Lass mir doch die Illsuionen. Es ist auch so schön rosa gestrichen. Genau wie ihr Haus.

Aber das ist es nicht.

Scheiße.

Ist das traurig. 233 Tote.

Die werden nie nach Deutschland kommen können und deutsche Männer heiraten und verlassen können

Das Leben ist nicht fair.

Fast ist er versucht, ihr eine SMS zu schreiben.

Eine Schmäh-SMS. Aber das darf er doch nicht. Das macht man doch nicht – nicht nur wegen der juristischen Konsequenzen, sondern überhaupt…

Eine SMS, in der neben Schweigen nur ein Wort steht: Terremoto.

(das ist erst der Anfang…)

Er holt sein Handy hervor, starrt auf das Display. Näh, dann wird sie nachher noch abergläubisch. Die Arme. Das wollen wir doch nicht. Und er auch nicht. Natürlich nicht.

Wir haben ja eine Tochter zusammen. Da macht man so was doch nicht. Was sollen denn die Nachbarn denken?! Meine chinesischen Nachbarn. Die heute im Garten waren, während ich bei offenem Fenster am Pinkeln war. (Es sind die kleinen Freuden im Leben…)

Aber das ist wirklich ein bisschen unheimlich, wenn man so darüber nachdenkt. Das ist nämlich genau das, was er seiner Tochter immer gesagt hat. Natürlich nur im Gedanken, nicht in echt (der Feind liest mit!). Er hat schon immer gesagt: Ich wünsche mir ein Erdbeben. Der Stärke 10,0. Mit Epizentrum in Ambato. Dieses war zwar ein bisschen off the mark (am Ziel vorbei) und ein bisschen zu schwach mit 7,8, aber…

Aber er hat das doch nicht ernst gemeint. Da oben versteht aber echt einer keinen Spaß. Nicht, dass da…sitzt. Nein,

Vielleicht sollte er seiner Tochter eine SMS schreiben. Terremoto. Ja. „Ja“ heißt auf Spanisch übrigens „ha“, so wie in „ha, ha“. Zweimal „ha“ ist hämisch, während dreimal „ha“ fröhlich ist (oder wie war das noch mal?). Ganz unschuldig fragen: Hi María, hast du von dem Erdbeben gehört…

Boah, wie oft hat er das aus Wut gedacht. Ein Erdbeben in Ecuador, das wär es jetzt.

Bestimmt denkt María jetzt auch an mich. Ohne ihrer Mutter was zu sagen.Oder spätestens, wenn sie davon hört.

Morgen kommt sie eh. Da werd ich sie fragen. Nein! Das wär nicht fair.

Das Leben ist nicht fair

Aber was erwartet Nadine denn. Ich werd jetzt bestimmt nicht heuchlerisch sagen. Das hab ich nicht gewollt. So tun als ob. Wie soll ich es denn auch gewollt haben?! Gewollt schon, aber gewillt nicht. Wer kann sich schon ein Erdbeben bestellen, wie eine Pizza. Das ist doch nicht meine Schuld. Bin ich denn an allem schuld?! Das geht ja gar nicht. Das wäre ja…

Blasphemie. Und das geht erst recht nicht

Ne, das stimmt schon. Wir müssen da einfach mal die Kirche ein bisschen im Dorf lassen. Ich wollte schließlich ein Erdbeben, bei dem sich die Erde wie ein Höllenschlund auftut und das ganze Land verschluckt. Dass zwischen Kolumbien und Peru ein Riesenloch klafft, das mal ein Land war. Und? Ist es so eins geworden? Nein! Also…

Trotzdem freue ich mich wie ein Schneekönig. Über das Leid anderer. Den Tod anderer.

Tu das nicht! Lass das sein! Fass das nicht an! Sag einfach NEIN!

So was tut man ja auch nicht, würde deine Mutter sagen. Und auch dein Vater. Die gleichen Eltern, die ihren einzigen Sohn in der größten Krise seines Lebens eiskalt auf die Straße geschmissen haben. Die gleichen…

Denen es scheißegal war, ob der von der Brücke springt oder nicht

Wär er doch mal gesprungen, dann hätten sie ihn endgültig abstempeln können. Als verrückt. So ist das schon schwieriger. Aber nicht für seine Mutter. Und für seinen Vater erst recht nicht. Das hat der gar nicht nötig.

Aber ein Arschloch bin ich schon. Da haben sie schon so ein bisschen Recht, denkt er, vor Freude und Erregung lächelnd. So ein Erdbeben kompensiert doch einiges. Das ist fast so gut wie der knapp gewordene Sex. Ach, was sage ich da: Allemal besser als der Sex mit Nadine.

Oder doch nicht?! Ach, scheiß doch drauf, dann hab ich eben keinen Sex.

Jetzt werden die bestimmt wieder sammeln, in der spanischen Kirche in Bonn. Für die Erdbebenopfer. Und ihre „Familien“. Da wäre ich gerne dabei. Da wäre ich gerne Mäuschen. Eine Kirchenratte. Dick und groß wie Katzen, stand gestern in der Bild. War allerdings in London. Ja, die Bild bildet. Besonders die Leserkommentare. Aber die haben die ja jetzt abgestellt, in diesem, unserem (noch)n freien Land.

Sie werden alle so tun, als ob das ihnen nicht komplett am Arsch vorbeiginge. Und eine 10-Cent-Münze (weil mal wieder kein kleineres Geld da war!) und einen abgelutschten Knochen in den Sammelkorb in der Kirche werfen. Und sich gut fühlen, beim Fußball. Nur du wirst anders denken. Du wirst der Einzige sein, dem das wirklich nicht am Arsch vorbeigeht. Aber du kannst ja auch nichts spende, als katzengroße Kirchenratte.

Das ist schon komisch. Mal warten, ob María morgen was sagt. Lass sie ruhig mal kommen. Du musst nicht immer mit der Tür ins Haus fallen.


…und das, wo du heute dachtest, deinen Schwager, den lieben Rafael – den du anders als Nadine nicht heiß, sondern eiskalt hasst – gesehen zu haben. Der, mit dem sie damals was hatte. Eine innige Beziehung zu ihrer „Familie“. Dem Mann ihrer Schwester. Der jeden Tag zum Duschen und zum Essen und zum…kam (nur, falls sie das noch nicht wussten). An der Haltestelle in Ippendorf. Aber vielleicht war das auch jemand anders. Du hast ihn ja schließlich jahrelang nicht mehr gesehen. Bestimmt ist er gealtert

sein Penis geschrumpft. Sein Riesending

…aber ein Latino war das auf jeden Fall. So ein Indio. Wie Rafael. Du dachtest schon jetzt wollte er dir endgültig an den Kragen. Für den netten Brief, den du seiner Familie hast zukommen lassen (nein, das war kein Schmähbrief, sondern ein Liebesbrief; an seine Schwester, seinen Bruder…)

Komische Zufälle gibt’s: Da wünscht man sich Erdbeben und sieht seinen Schwager an der Haltestelle.


So langsam begreife selbst ich es: Hass ist stärker als Gleichgültigkeit


Und genau in diesem schreit einer der Kommentatoren auf Radio Nacional España Goooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooool

Boehmermann, Meinungsfreiheit und Scheisse, äh, Durchfall am Morgen - ein Kommentar

ACHTUNG! WARNUNG!

Dieser literarisch-satirische, satirisch-literarische Köhmentar, äh, Kommentar ist NICHTS FÜR SCHWACHE SCHLIESSMUSKELN UND HUMORLOSE…


...MENSCHEN (ich sag doch jetzt nichts Falsches, jetzt, wo es schon Böhmermann an den Kragen geht…da kann so was ganz schnell in die Hose gehen.)





Am Samstagmorgen hat er einen Kater, als er aufwacht – obwohl er noch nicht mal was getrunken hat. Geschweige denn anderweitig Spaß gehabt hat. In dieser deutschen Spaßgesellschaft, die heute noch ein wenig lustiger geworden ist, jetzt, wo Böhmermann angeklagt werden kann (hey, ein Binnenreim!). Das ist das Schlimmste. Wenn man einen Kater hat, obwohl man weder gesoffen, noch gehurt hat.  Oder zumindest harte Drogen genommen hat. Einen trockenen Kater sozusagen.  Mit sehr trockenem Humor (Ja, ich hör ja schon auf!).

…wenn alles steif ist, bis auf die Morgenlatte – nein, die ist natürlich hart wie Stahl (oder Stein?), zäh wie Leder – Sie wissen schon. Eine echte Morgenlatte eben. Zwar ohne Milch und ein wenig Macchiato, aber…

Und schon drückt’s. So ist das im Leben. Kaum bist du aufgestanden, da drückt es schon wieder. Das habe ich oft in letzter Zeit. Dass es drückt, meine ich. Morgens und so.

Aber da gibt es nur eins. Arschbacken zusammenkneifen, sich den Laptop schnappen und versuchen so schnell wie möglich auf „den Pott“ zu kommen. Das mit dem Pott hast du von dem Typen gestern in der Bahn, dieser Assi, der unbedingt auf den Pott musste.

Nein, nicht in den Pott, sondern auf den Pott.

Heute geht das aber. Heute schaffst du das. Nicht wie letztens, wo du die Arschbacken nicht stark genug zusammengekniffen hast, oder es zu sehr gedrückt hat, und du am Ende dir nicht in die Unterhose geschissen hast, aber doch die klebrige „Scheiße“ zwischen den Arschbacken hängen hattest. Beziehungsweise am Ende Land mitgekommen ist.

Nein, diesmal nicht. Du stellst den Computer auf den Stuhl, der genau für diesen Zweck vor dem Klo steht, windest dich hin und her und versuchst dir die Unterhose auszuziehen. Die zum Glück schwarz ist. Wie Conchita das damals gesagt hat: "Ich trage nur schwarze Unterhosen!" War das aus diesem Grund? Oder aus einem anderen?

Du schaffst es geradeso, dir die Unterhose abzustreifen und dich auf den „Pott“ (wie infantil) zu setzen. Husch, husch, aufs Töpfchen. Und schon fließt die Scheiße. Äh, fliegt die Scheiße, meine ich natürlich. Entschuldigung! (Wie das wohl von unten aussieht? Aus der Sicht einer In-Klo-Kamera [IKK]. Lieber nicht drüber nachdenken.)

Obwohl du vorerst sicher bist und schon dabei bist, den Computer hochzufahren…

…bleibt ein ungutes Gefühl.


Aber du drückst es erstmal weg – dazu später mehr und fragst dich, während der Laptop hochfährt, ob das schon der Salat von gestern Nacht ist. Korrekterweise (und die Deutschen sind ja so korrekt, hier wird sogar der Humor vor Gericht entschieden)…korrekterweise müsste das eigentlich heißen: der Salat von vorgestern. Denn María hat ihn schon vorgestern für dich zubereitet. Du hast ihn aber erst letzte Nacht um zwei Uhr (also anderthalb Tage nach Zubereitung) verspeist  (Ob das daran liegt…? Sie wissen schon, das mit der Flitzekacke.). Salat mit Tomate, Mais und…Salat eben. In Soße. Ich hab mal gelesen, dass Mais angeblich so wieder rauskommen soll. So wie er ist, meine ich. Unverdaut. Aber das kann ja eigentlich nicht sein. Sieht zumindest nicht so aus… Oder ist das erst die Geflügelrolle mit Käse von gestern Nachmittag? Von Mr. Baker (ein bisschen Schleichwerbung, ich kriege schließlich noch immer zu wenig Klicks – es steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt, ob die von Mr. Baker mit dieser Art der Schleichwerbung zufrieden sind!). Oder ist die Geflügelrolle schon durch und es handelt sich hier um das Gyros-Pita von gestern Nacht? Mit Fritten und Zwiebeln. Vom City-Pick in Bonn (noch mehr Werbung – jetzt muss es ja bald klappen mit den Klicks. Wenn es mit der Frau schon nicht klappt). Da gönnt man sich schon mal ein nächtliches Gyros und dann kommt am nächsten Morgen sowas dabei raus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist ja voll für den Arsch, echt! Voll die Soße! Aber r hat jetzt Wichtigeres zu tun als herauszufinden, wo die Soße an seiner Hand herkommt.

Obwohl, das ist schon interessant… Oder haben Sie sich etwa noch nie gefragt, was das ist, was sie da gerade abseilen. Oder abschießen. Oder rausrotzen. Rausfurzen. Rausdrehen. Diese Wurst oder diesen Brei. Dieses Geschnetzelte. Wo das herkommt…

Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?

Aber lassen wir das. Kommen wir lieber wieder zurück zur unmittelbaren „Action“, zum „Plot“, zur „Handlung“ dieses literarischen Posts, egal wie beschissen diese auch sein mag.

Nach guten zwanzig Minuten merkt unser natürlich rein fiktiver Held oder Antiheld oder was auch immer…

…dass nichts mehr kommt. Wat kütt dat kütt und wat nit kütt, dat kütt nit mi. Er speichert und beendet also das Spiel, sucht die aktuelle Rolle Klopapier, rückt sein Hinterteil auf der Klobrille zurecht (scheiße, bin ich steif…und alt), reißt ein paar Blatt Klopapier ab (nicht mehr wie früher, als er noch jung war, gleich 50 Meter), schiebt seine rechte Hand zwischen die beiden Arschwangen und…

…Scheiße…

Du hättest auf dein Gefühl hören sollen…

Du hörst viel zu wenig auf dein Gefühl.

Scheiße. Im wahrsten Sinne des Wortes Scheiße. Flitzekacke. (Hey, das Rechtschreibprogramm kennt „Flitzekacke“! Geil, ne?!) Klebrig-schmierige Scheiße mit kleinen Kackbröckchen. Und zwar bis oben hin. Bis an den Ort, wo die mysteriöse Arschritze in langweiligen Rücken übergeht. Und an deinen Händen. Du traust dich gar nicht hinzugucken (aber woher weißt du dann das mit den Bröckchen???!!!). Geschweige denn hinzuriechen.

Scheiße.

Du probierst es mit Papier, aber da hilft nichts. Oder nur eins: eine Dusche! Du musst dir unter der Dusche den Arschabwischen. Wie lecker!

So ist es eben, das Leben. Scheiße. wie hat das dieser kubanische Schriftsteller noch mal gesagt? Das Leben ist Pisse, Sperma und…Scheiße eben. Und der meinte das genauso wörtlich wie du. Wie hieß der noch mal? Gutierrez irgendwas. Ach, ist doch auch egal. Scheißegal! Auf jeden Fall hat der das so gesagt. Das Leben ist keine Philosophie, sondern Scheiße, Sperma und Pisse. Pisse, Sperma und Scheiße. Leche nennen die Vorletzteres in Lateinamerika. Ist ja auch klar, denn weder Pisse noch Kacke sieht ja aus wie Milch. Oder?!

Das Leben ist…

…Pisse am Hosenbein oder im Schritt, Scheiße zwischen den Arsch…backen und Sperma auf, aber hoffentlich nicht auch in der Matratze. Und solltest du mitlesen, heißgehasste Ex, dann ist das keinesfalls Sperma, was aus Geschlechtsverkehr mit einer Frau stammt, sondern leche von der Kuh selbst, haha, der wichsenden Kuh selbst. Aber das ist auch falsch. Korrekterweise müsste das heißen: Leche vom Ochsen, nämlich mir, selbst. Obwohl: Ochsen haben doch gar keine Milch. Aber jede Menge überschüssiges Sperma. Da steckt man denen die Hand in den Arsch (ach ne, Scheiße, das macht man bei den Kühen…)

Jetzt ist es aber gut!

Aber die wirklich gute Nachricht ist: Wenigstens kann ich nicht verklagt werden. Denn ich schmähe mich ja gewissermaßen selbst und nicht irgendwelche fremden Staatsoberhäupter. Selbstgeißelung gilt! Fragen Sie mal die Komiker und Journalisten in der Türkei! Wenn man sich selbst schmäht, geißelt und leidet ist das schon ok so. Nur andere gehen nicht. Und vor allem keine „fremden“ Staatsoberhäupter. Aber so muss die Merkel bei mir wenigstens nicht einschreiten. Das ist doch auch schon mal was! Es sind die kleinen Dinge im Leben. Die kleinen klebrigen… Aber wenigstens lässt mich die Merkel so in Ruhe. In Ruhe zur Dusche robben. Boah, wieder mal Glück im Unglück gehabt! Das ist zwar zwischen die Arschwangen (das klingt einfach viel besser so) gegangen, aber wenigstens nicht vor den Kadi. Ein Komiker vor Gericht reicht ja schließlich.

Außerdem hab ich im Moment, weiß Gott (spotte nicht und zieh Gott nicht in deine Scheiße rein!), drängendere Probleme. Ich muss nämlich…die Arschbacken zusammenkneifen, den Stuhl beiseiteschieben, mich in kleinen Trippelschrittchen in Richtung Dusche „bewegen“. Die Duschtüre öffnen (Scheiße, die klemmt), die Seife suchen, den Duschhahn anstellen, nicht in die Dusche pissen (nein, nur Spaß), warten, bis das Wasser warm ist (Scheiße, immer noch nicht)…

…und so weiter und so fort…



…die Hand zwischen die Arschbacken schieben (ob mit oder ohne Seife ist zu diesem Zeitpunkt egal…Tschuldigung…scheißegal meinte ich natürlich)…reiben, rubbeln und wischen, bis alles sauber ist und auch das letzte braune Wasser (hey, braunes Wasser…was wohl die AFD dazu sagt?) abgeflossen ist und die Hand nicht mehr riecht…oder nicht mehr so stark…

…und so weiter…

…die restlichen Details erspare ich Ihnen glaub ich…

Denn: Wenn der Tag schon so beschissen anfängt, dann…

…kann er nur noch besser werden.

In diesem Sinne…

…bis morgen früh, wenn es wieder mal heißt: Et kütt (russ) wie et (russ)kütt.

Sonntag, 10. April 2016

Scheidung, Härtefall und Clooney

 10.04.16




Er möchte zu seiner Anwältin sagen: Haben sie diesen Film gesehen? Den mit George Clooney? Wie heißt der nochmal? Ein unerwarteter Härtefall? Nein, ein unmöglicher Härtefall. Oder irgend so was. Ist ja auch egal.

Den, wo der diesen überaus erfolgreichen Scheidungsanwalt, oder wie man im Deutschen sagt, Familienanwalt, spielt und sich dann in die Prozessgegnerin verliebt. Wo der vor Gericht sitzt und sagt…wissen Sie, was der sagt? Haben Sie den gesehen?

Wo der, nonchalant und gelangweilt vor Gericht sitzend und sagt: „In unserer heutigen Kultur wollen alle nur Kompromisse eingehen. Keiner will mehr sein Gegenüber schlagen, sein Gegenüber vernichten. Siegen. Ich will keine Kompromisse.“

So ungefähr drückt der sich aus.

Und wissen Sie was, liebste Frau Hamm. So möchte ich, dass sie agieren…

Das möchte ich von ihnen hören…

Den Gegner (meine noch immer heiß geliebte, kleine süße, noch nicht ganz Ex-Frau) vernichten. Zerstören. Bis aufs letzte Hemd ausziehen. Und dann…

Warum klappt das bei den verlassenen Frauen immer so gut und bei den Männern nie? Dass sie ihren Ex so richtig fertigmachen? Ausziehen. Und dann…

Ich will nur Gerechtigkeit, Rache.

Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt. Bin ich etwa schon kalt genug, um meine Rache zu konsumieren. Meine Rache zu vollziehen, wie du unsere Ehe vollzogen hast, abgewickelt hast, wie ein marodes Unternehmen.

Einfach nichts gesagt hast, außer das, was du gesagt hast. Und das hat gesessen. Wie war das nochmal?

„Das ist wie mit meinen Putzstellen, wie mit meinen „Frauen“. Wenn ich einmal keine Lust mehr habe, ist Schluss, ist das für immer. Dann gehe ich nicht mehr zurück!“

Das hat gesessen.

Und auch deshalb, liebste Frau Hamm, will ich doch nur eine gerechte Rache. Eine für alle gerechte Rache.

Bei der niemand benachteiligt wird. Und alle kriegen, was sie verdienen. Alle ihr Fett wegkriegen. Bei der ich meine mehr als einjährige Leidenszeit anrechnen kann – sozusagen als „fiktives Gehalt“ – auf den emotionalen Unterhalt, den du mir schuldest. Den du mir schuldig bist und den ich noch nicht mal einklagen kann.

„Boah, bin ich verbittert!“ sagt er zu seiner Tochter, die nichts dazu sagt. Was soll sie denn auch groß sagen?! Sie hat ja auch Einbußen erlitten, genau wie ich.

Nur du nicht…