Sonntag, 27. Dezember 2015

Mr. Nice Guy?



12.07.14





Jeden Tag fuhr ich mit dem Fahrrad zu ihr in die Altstadt. Immer an den Gleisen entlang. Mit Oasis in den Ohren. Rap hörte ich damals fast gar keinen mehr. Da war ich irgendwie rausgewachsen, ich wusste auch nicht genau warum. Ich fuhr auf meinem Mountainbike – das eigentlich als 24er-Fahrrad schon ein bisschen zu klein für mich war – zu ihr, meiner neuen Freundin. Zu Nadine. Meiner Freundin, besser gesagt, denn ich hatte ja vor ihr noch gar keine andere Freundin gehabt. Sie war sozusagen meine Erste. Meine erste große Liebe. Wie kitschig! Fuhr geschwind, wie ein Furz im Wind – wie meine Mutter
sagen würde – zu ihr, meiner ersten richtigen Freundin. Für die ich eigentlich schon ein bisschen zu alt war, mit meinen 19 Lenzen. Aber man ist nie zu alt…

Oder war sie zu alt für mich, mit ihren 24 Lenzen. Wer weiß. Aber darüber machte ich mir im Moment keine Gedanken (das würde später kommen, wenn ich mit ihr durch die Stadt gehen würde und die Leute uns sehen, uns begaffen würden – taten sie das wirklich oder bildete ich mir das nur ein??). Ich hörte Wonderwall und war verliebt. Eigentlich genau die passende Musik dafür. Oder genau das Gegenteil. Je nachdem, wie man‘s nimmt. Wenn ich an unsere Beziehung dachte, nahm ich mir vor, bloß nichts falsch zu machen. Bloß nichts zu machen, das unsere Beziehung oder gar beenden gefährden könnte. So nett wie es nur geht zu ihr zu sein. Damit ich meine erste richtige Beziehung zu einem Mädchen (einer Frau) nicht direkt wieder kaputtmachen würde. Das durfte nicht passieren. Ich würde sie so zuvorkommend, so wohlerzogen, so freundlich wie möglich behandeln, nur damit sie bei mir blieb. Alles, nur nicht wieder allein sein. Du musst sie behandeln wie auf Rosen.

(Ob sie das damals schon ausnutzte?)

Ich war so naiv.

Ich dachte wirklich, dass würde funktionieren.

Wie naiv.

Wir waren alle mal jung.

Urlaubserinnerungen 2015: Barcelona by night



11.07.15





Achtung schwarzer Humor!!!!! Und für alle Deutschen unter euch: Nochmals Achtung: Dies ist NICHT die Realität!!!!! Dies ist Humor!!!!! Ficktion...äh...Fiktion meine ich natürlich!!!! Das, wofür man in Deutschland in den Keller geht!!!!!!!!! Nur damit keine Missverständnisse entstehen!!!! Für diese Art von Humor müssen manche unter Ihnen wahrscheinlich in den Atombunker!!!!!

Nadine ist natürlich auch gerade in Urlaub. Wieso sollte sie mir denn in irgendetwas nachstehen. Sie doch nicht. Sie, die mir immer mindestens 10 Schritte voraus ist. Auch sie ist - auf ihre unnachahmliche Weise damit beschäftigt - die Trennung zu verarbeiten. Denn sie nimmt in ihrem Holiday-Resort (wo auch immer das sein mag, mir will ja wieder keiner was sagen) an dem Programm "Ficken für Deutschland...äh Ecuador" teil. Es ist ein besonders auf ihre Wünsche und Gelüste zugeschnittenes 12-tägiges-Fitnessprogramm, das zugleich der Ertüchtigung als auch der Erholung gilt. Heute steht "Ficken, Bumsen, Blasen auch auf dem Rasen" auf dem Programm. Also noch viel Spaß, Schatzi, Hasi, tesoro, mi negrita.

Bis dann,

Dein, dich trotz allem und allen immer noch heiß und innig liebender S. Flojo.

Und nur damit nochmals keine Missverständnisse aufkommen!!!! Man(n) muss doch so vorsichtig sein im Internet!!!!! Das ist wenn überhaupt die Projektion meiner Sünden auf meine EXE!!!! OK???????

Und selbst ich nehme an keinem Fitnessprogramm-Teil. Im Raval/Barrio Chino/Barri Xino geht das ganz anders.
Nämlich so:

"Hey, Baby, you wanna fuck?!"

"No, what're you talking about?! Fucking hell?!"

"Baby, wanna see my tits?!"

"Jesus, please no, I don't. Leave me alone, will ya?!"

"You English?! Wanna blow-job??"

"No, man, I want A JOB, not a BLOW-JOB." (Only if my wife wants to blow me, I would make an exception...but hey...let me wait, how long have we been separated...no, not you and me, thicko...me and my wife...4 months...only with a condom on!)

"Come on, baby."

"I'll come on baby you, if you don't stop fucking harassing me. Do men have no rights in this country. I thought Spain was more Catholic than Germany (oh fuck, I told her where I'm from, Jesus, the heat is making me mushy). And by the way, do your mum and dad you're out offering blow-jobs to German psychos who've just broken up with their Latin American wives. Ah, and another thing: Do you know where my wife comes from and what she does of she finds out?"

"Ah, Baby, you talk too much. Fuck too little."

"I know, my psychologist, my dad, my mum, my sister telling me too, you understand?" (Oh shit, that was far too Freudian for my taste!!) "I regret, I regret."

"Not regret...fuck, touch my tits, blow-job..."

and if they're not doing something else instead, they're still talking (no parallels to my wife, please!!!!)


Freitag, 25. Dezember 2015

Der alte Mann und ich



25.12.15





Auf der Arbeit rede ich geschlagene zwei Stunden mit dem alten Mann und schon geht es mir besser. Wir brauchen beide menschliche Nähe. Wir sind beide einsam.

Er sagt: „So ist das System.“

Ich sage: „So ist das Leben.“

Er wundert sich, dass wir uns nicht weiterentwickelt haben seit 2000 Jahren.

Ich wunder mich über gar nichts mehr.

Nicht mehr dieses Jahr.

Ich will ihm nicht sagen, dass das wahrscheinlich am Tod liegt, dass wir nicht auslernen. Darüber weiß er in seinem Alter bestimmt auch mehr als ich, ich hab ja die Wahrheit nicht gepachtet. Aber ich glaube, das mit den Kriegen, den Verbrechen und der Gewalt lässt sich schon so ein bisschen auf den Tod zurückführen.

Am Ende reden wir drei Stunden. Über alles: Dass er an Heiligabend bei Argentiniern war (verdächtig), dass das ganz anders war als bei Deutschen (glaub ich nicht), das sein Bruder in Kolumbien lebt (höchst verdächtig!), dass er damals mit nichts da hingegangen ist und heute als Lehrer oder so arbeitet. Dass oder so wahrscheinlich auch irgendwas mit Drogen zu tun hat (kein Witz, und der ist wirklich zu alt, um mir so etwas nur zu erzählen, um damit anzugeben, dass sein Bruder da mit Verbrechern am Tisch sitzt (die ganze Zeit denke ich: Nicht, dass der Nadine kennt oder gar von ihr geschickt wurde), dass es einen großen Unterschied zwischen Köln und Bonn (endlich, ich wusste es, das liegt nicht 100% an mir!), dass man von irgendeinem Dorf in der Nähe von Bonn den Kölner Dom sehen kann, Und so baut er mich wieder, nur damit ich morgen von Nadine wieder runtergezogen werde. Trotzdem tut mir das Gespräch gut. Er ist wie der Opa, den ich nie hatte. Mit dieser Generation vertrage ich mich eh besser als mit der meines Vaters. Den so genannten 68ern. Diese Horrorgeneration, die von Freiheit so weit entfernt war wie Köln von Bonn. Mehrere Male verschiebt er sogar seine Raucherpause, weil wir und wieder in irgendwas verzettelt haben.

Aber schon 10 Minuten nachdem er gegangen ist, wird mir so noch schmerzlicher klar, wie einsam ich eigentlich seit der Trennung von Nadine bin. Man investiert so viel in eine Beziehung, nur um am Ende mit nichts dazustehen. Das mache ich nie wieder. Das nächste Mal wird höchstens gefickt und dann war es das. Keine Beziehung mehr. Nie wieder.
Im Radio läuft With Or Without You

I can’t live…

…with or without you…

***

Sie kann dich in den Grundfesten deines Wesens erschüttern, aber sie kann dich nicht töten. Nur du kannst das…

***

All die Scheiße, die sie jetzt macht, all die Gemeinheiten, all das Schweigen, all das wird dir helfen, sie zu überwinden. Denn das ist nicht die Frau, die du geliebt hast. Das ist eine komplett andere Frau. Das ist ein Monster.

Aber das ist gut so: Denn so hilft sie dir nur, noch schneller über sie hinwegzukommen, denn so gibt es definitiv keine Zukunft mehr für euch. Sie hat eine Grenze überschritten. Definitiv.

It’s the power of love…

…feel the power of love!

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Scrooge und ich und Nadine



23.12.15





Im Fernsehen läuft A Christmas Carol von Charles Dickens. Du guckst es mit María, aber es fehlt  immer etwas. Es fehlt immer jemand.

Als der Geist der Gegenwart dran ist, sagt er: Der wird voll gemobbt, der arme Scrooge. Der ist böse und alle anderen sind gut… Das ist nicht realistisch.

Das ist genau wie bei ihm…

…so böse wie alle tun kann er ja gar nicht sein…

Ich wünschte, jemand würde deiner Mutter einen Geist schicken. Oder drei, denkt er, sagt es aber nicht laut. Das ist auch für sie nicht leicht. Wie Nadine das in ihrer SMS von Montag formuliert hat. Heute hat er versucht sie anzurufen, aber sie ist nicht drangegangen. Vielleicht auch gut so…

War Dickens zu leichtgläubig. Menschen sind nicht so schwarz und weiß. Oder hat er recht?
Meine Tochter hält als Einzige zu mir.

Irgendwann während des Geistes der zukünftigen Weihnacht schläft sie ein. Zum Glück: Denn ab dann ist das wirklich keine Kindergeschichte mehr. Mit dem Tod im Nacken.

María liegt da, neben mir im Bett, und schläft. Sie hat es nicht verdient, getrennte Eltern zu haben. In Wahrheit gibt es kein Schwarz und Weiß wie bei Dickens. In Wahrheit ist alles irgendwie grau. Ich bin nicht ganz böse und Nadine auch nicht. Wir sind aber auch beide nicht ganz unschuldig. Ach, wäre es doch nur so einfach wie bei Dickens.

Scrooge ist am 7. Februar geboren. Genau wie….

…Charles Dickens…

…und…

Ich selbst bin von allen guten Geistern verlassen. Es geht nicht um Geld…

Sie ist so schön, María, wie sie da liegt. Es ist einfach nicht fair. Aber das ist wie bei Grönemeyer: Das Leben ist nicht fair…


Irgendwann wacht María kurz auf, sagt "Oh, Mann!", dreht sich auf die andere Seite und schläft weiter.