Ein Besuch im Zoo

 

„Ich war letztens im Zoo, sagt seine Kollegin bei Schichtwechsel zu ihm. Die hatten da diese China Lights ...“

„Echt?“

Was wohl Viktor dazu sagen würde, zu den Chinesinnen?

F**ktor

„Ich war auch letztens im Zoo.“ Und plötzlich sind sie alle wieder da, die Erinnerungen an seinen Zoobesuch. Seinen Zoobesuch mit C. Und ihrer Tochter. Und ihren Enkelkindern. Ihren beiden Enkelkindern. Das war schön, so schön

…

„...was heißt hier letztens. Das war schonn im Dezember, nein, November … war nicht so interessant … keine interessanten Tiere ... obwohl diese Nilpferde, die fand ich interessant, wo man das Wasser so sehen konnte, so von unten, wo man die von unten sehen konnte ... wo man sehen kann, was unter dem Wasser passiert“ … was unter der Oberfläche passiert

„Ja, die fand ich auch gut, ich weiß. Aber bei mir waren keine Tiere.“

„Keine südamerikanischen Panther, keine Geparden, obwohl da waren Leoparden, aber ich hab die nicht gesehen, die hatten keinen Bock auf mich ...“

Keine südamerikanischen Panther,
nur südamerikanische Pantherinnen, die für diesen Tag, nur für diesen Tag mit ihren Töchtern, mit ihren Enkeln ihre Krallen für sich behielten.

...und das Haus, wo es dunkel war, das fand ich auch geil, in diesem Affenhaus, Dschungelhaus, keine Ahnung, das war interessant, da wolltest du C. Von hinten im Dunkeln an den Arsch packen, oder zumindest ihre Hand nehmen, ihre Hand berühren, ihre Hand in deiner halten, aber sie ließ es nicht zu, sie wollte nicht, genau wie die Leoparden oder Geparden, oder was das auch immer war.

„Ohhh! Sind die nicht zu dir gekommen? Du musst die locken.“ Sie macht lockende Handbewegungen, während du von den Erinnerung an den Zoo und dieser seltsamen Traurigkeit, Melancholie förmlich überflutet wirst. Ihre Augen imZoo.

„Ja, klar, ich locke die an.“

Ich ziehe die südamerikanischen Pantherinnen förmlich an, wie die fliegen die Scheiße … obwohl jetzt nicht mehr … aber vielleicht auch nur, weil die Pantherin sich gerade in ihrem natürlichen Habitat rumtreibt … ach, wie ich sie vermisse

„Mal reinspringen“, sagt sie.

„Ich springe da rein! Dann kommen die bestimmt. Oder noch besser: Ich halte die Kinder da rein. Waren eh nicht meine Kinder. Die sind auch frischer als ich, jünger, die essen die bestimmt loeber als mich ...“

Mich alten Sack ...
self-limiting beliefs, ya b**tard!

„Meine animalische Seite willst du nicht kennenlernen, die lass ich lieber stecken.“

Sie lacht. „Ne, lass mal stecken ...“

Hinterher, als sie gegangen ist, denke ich: Die Oma reinhalten, mal sehen, ob die die fressen

Und dann kommt dir diese Zeile aus dem Buch, aus dem Midnight Driver in den Kopf, die der alte Mann zu dem Jugendlichen, der ihm ans Herz gewachsen ist, sagt, als er ihn mit seiner besten „Freundin“ sieht: Wenn dich eine Frau so anguckt …

so, wie sie dich an diesem Tag angeguckt hat

du wirst ihre Augen im Zoo nie vergessen, solange du lebst. Auch, wenn du sie nie wieder siehst, nie wiedersiehst ...