Och, näh, jetzt muss ich denen auch noch eine Geburtsurkunde meiner Tochter zukommen lassen. Was denn noch alles?! Wegen irgendeinem Versicherungsscheiß, was weiß ich. Deutschland. Deutschland. Muss denen meine Vaterschaft belegen. Leckt mich am Arsch! Aber wenn ich so drüber nachdenke: wie passend! Jahre später, 24 Jahre später, Jahre nach der Scheidung, nach all dem Ärger, all dem Theater, wollen die von mir einen Beweis, dass ich Vater bin. Und ich denke nur: wie passend! Schicke meiner Tochter ein Foto von dem Schreiben, besser so was direkt zu erledigen. Damit das nicht in deinem Kopf weiterarbeitet.
Und während ich auf eine Antwort warte, denke ich nur: Hoffentlich hat sie die überhaupt noch. Bestimmt hat die Ex, die Echse, die weggeworfen. Verbrannt. Um jegliche Erinnerung an mich auszulöschen. Das ging ja damals ganz schnell. Einen Tag waren ihre Papiere da, den nächsten nicht mehr. Wie bei einem Zaubertrick. Einem schlechten Zaubertrick, der in einer Bar von einem mittelaltrigen, stinkbesoffenen Mann, der sich kaum auf den Füßen halten kann, vorgeführt wird. Falsch vorgeführt wird, schlecht vorgeführt wird - wobei ich nicht weiß, was schlimmer ist.
Die brauchen also von mir einen "Nachweis der Elterneigenschaft" (steht das da wirklich, "Eltern-eigenschaft???") und ich denke nur: Leckt mich am Arsch! Jetzt muss man in Deutschland sogar noch die Kinder nachweisen. Aber warum nicht. Irgendwie bin ich ja noch Vater. so irgendwie bin ich ja noch Vater. Um drei Ecken. Drei Ecken und eine Scheidung. Also warte ich auf eine Antwort, was bei meiner Tochter schwierig ist. Um diesen Arschlöchern meine "Elterneigenschaft" nachzuweisen. die ich gefühlt schon lange verloren habe, aber ein Vater ist man ja sein ganzes Leben lang. Ich stelle mir meine Tochter vor, wie sie zu ihrer Mutter sagt: Papa braucht meine Geburtsurkunde. Haben wir die noch? Und ihre Mutter denkt kurz darüber nach, die Urkunde nachts still und heimlich verschwinden zu lassen, nur um sie mir nicht übermitteln zu müssen, sagt kalt "NO". "NO". So, wie in diesem Abschiedsbrief. Der war so geil. Und ist damals direkt in Übersetzung - bei der die Tinte bzw. Druckerschwärze noch nicht mal trocken war - zur Anwältin gewandert. Ebenfalls wie in einem schlechten Schmierentheater, in dem ein Mann und eine Frau nachts in einer Bar, fein säuberlich voneinander getrennt, versuchen, einen Trick aufzuführen, an dem sie bei scheitern und nur die Anwälte gewinnen.
"Kann ich mal gucken, Mama?"
"NO!"
(Die ist bei deiner Tante, bei Onkel ****, damals verloren gegangen, die hat die Katze gefressen, der imaginäre Hund, an den ich immer denken muss, wenn du deinen "Papa" erwähnst, die hat der Anwalt, der Postbote mitgenommen, mein neuer Stecher bei sich [im Schrank, wo sonst?!], die ist in Ecuador, in Portugal, auf dem Mars, was weiß ich wo ...)