Montag, 14. Oktober 2024

Pech im Spiel, Glück in der Liebe?

 Love's a game ...

... wanna play?




Es ist unglaublich, wie schnell das geht, wie schnell du so etwas heute verdaust. Das ist, wie sie das noch letztens auf WhatsApp gesagt hat: So viel hatten wir ja auch nicht. Sie hatte natürlich recht, wie immer, nur da wusstest du es noch nicht, wolltest es noch nicht wahrhaben. Aber jetzt ... es ist nie zu spät ...






Abends klingelt es an deiner Tür. Scheiße, denkst du. Wer ist das denn jetzt? Es ist schon nach acht, wer klingelt denn jetzt noch bei mir. Ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Du hast eigentlich keinen Bock mehr aufzumachen, nach diesem langen Tag. Gestern bist du spät nach Hause gekommen und hattest um 09:00 schon deinen ersten Schüler. Nachmittags bist du dann nach dem Essen Laufen gegangen. Und jetzt liegst du im Bett und es klingelt. Scheiße. Mittlerweile sogar zum zweiten Mal, also raffst du dich auf und gehst zur Tür. In der Unterhose und im T-Shirt. Aber so kannst du niemandem aufmachen. Normalerweise machst du auch niemandem auf, aber heute hast du eine komisches Gefühl. So eine Vorahnung. Könnte das ... ?

Nein

Du ziehst dir ganz schnell die Shorts an (zum Glück findest du sie in diesem Chaos, all diesem Chaos), gehst zur Tür, drehst den Schlüssel im Schloss und guckst noch mal kurz in die Wohnung zurück. Scheiße, sauber und aufgeräumt sieht anders aus. Der lange Tisch ist voller Papiere, Bücher, Werbung, die Münzen liegen auch noch da, auf dem Boden vor dem "Bett" stehen verschiedene Schälchen und Töpfe und gespült ist auch nicht. Aber wen interessiert das schon 

Du machst die Wohnungstür zum Hausflur auf, aber da steht niemand. Du hast dieses komische Gefühl, wer das wohl sein kann. Atmest tief durch, bevor du den Türöffner für unten drückst. Rückst dir die rote Shorts zurecht. Du hast dieses alte Bayern-T-Shirt an. Auf dem Champions steht, von dem die Schrift abblättert und das ein Loch unter den Armen hat. Scheiße, Mann, denkst du, als du das Geräusch von der Zwischentür hörst. Aber die Tür öffnet sich nicht, unten kommt auch keiner. Also nimmst du den Schlüssel, machst die Wohnungstür bis auf einen Spalt breit zu und gehst die Treppe runter. Barfuß. Öffnest die Zwischentür von innen. Wer das wohl ist?

Scheiße

Da steht sie. Vor der Haustür. Guckt durch die Scheibe zu dir nach oben. Weil sie nicht weiß, dass die eh meistens offen ist. In diesem Kleid mit langer Leggins darunter. 1,40 geballte Energie. Fuck, denkst du innerlich 

Scheiße

Du öffnest die Haustür, die eh auf ist, sage ich doch.

Hola, sagst du kühl, verziehst kurz das Gesicht. Zu was weißt du nicht, echt nicht. Qué haces aquí? Was machst du hier?

Me dejas entrar? Darf ich reinkommen?

Wenn es sein muss

Claro, por qué no?! Klar, warum nicht?!

Du hältst ihr die Zwischentür auf. Lässt sie vor dir die Treppe hochgehen. Starrst von hinten auf ihren Arsch, als sie sich langsam die Treppe hochbewegt.  

Anda, pasa. Komm.

Kannst dir ein innerliches Lächeln kaum verhehlen. 

Esas gradas ... Diese Treppe.

Eso no esperaba. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Ni yo. Ich auch nicht.

Qué haces aquí? Was machst du hier?

Quieres que me vaya otra vez. Soll ich wieder gehen?

...

Sie öffnet deine Wohnungstür und geht hinein. Guckst sich kurz kritisch um, rümpft ein bisschen die Nase und setzt sich dann auf ihren Stammplatz am Kopf des Tisches, nachdem sie die Riesen-Lidl-Tüte auf dem Stuhl nach unten gestellt hat. Neben der alten Schranktür, die immer noch da steht, da du die nicht alleine runtergetragen kriegst. Davon abgesehen, dass in deinem Keller auch gar kein Platz mehr für sie ist. 

Sie stellt ihre kleine Tasche auf den Tisch, räumt ein paar Sachen weg, die Briefe, die Werbung,  schiebt sie von sich weg. Bis auf eine Mandarine, die sie neugierig in die Hand nimmt, dann wieder weglegt. Mit den Madarinen hat sie es ...

Hola, sagst du noch mal. Como un imbécil. Un imbécil feliz ...

Hola, S.

Du willst nach ihrer Hand greifen, wie du es schon so oft gemacht hast, hältst dich aber im letzten Moment zurück. So einfach ist das nicht. So einfach ist das nicht mehr ...

Dann siehst du sie, nein, nicht sie, sondern die beiden Gläser, die da noch von Samstagnacht stehen. Samstagnacht und Sonntagmorgen ... Die du immer noch nicht weggeräumt hast, du faule Sau. Das rächt sich jetzt. Das ist Karma. Aber ich glaube, sie hat sie nicht bemerkt, zumindest noch nicht ... Mein Gott, nur nicht hingucken. Ich glaube, da ist sogar noch ein Rest Alkohol drinnen. Was auch sonst?!

Aber sie guckt nur dich an, hat nur Augen für dich. Zum Glück. 

Du setzt dich auf den Stuhl in der Mitte, der voller Klamotten ist, die du hastig wegräumst, ins Schlafzimmer bringst. Da willst du sie auch hinbringe, aber so weit sind wir noch nicht. Sie im alten Bett deiner Tochter durchnudeln, bis der Morgen kommt. Aber so weit sind wir noch nicht. Auf dem Laptop vor deinem Bett läuft noch immer Oasis. Das hast du eben aus Frust gehört. Plötzlich beginnt Wonderwall. Oder ne, das ist nicht Wonderwall, das ist Whatever. 

Du setzt dich auf den mittlerweile halbwegs leeren Stuhl, guckst sie an, sagst nichts. Willst ihre Hand nehmen, wie so oft in der Vergangenheit, wenn sie dich in der Halle besucht hat. Immer, wenn sie dich in der Halle besucht hat. Beherrschst dich aber immer noch, hältst dich aber immer noch zurück. Sei ein guter Junge! 

Stattdessen beugt sie sich vor und greift nach deiner Hand. Aber du ziehst sie leicht weg.

S.

Du sagst nichts, willst den Moment nicht versauen. Je weniger du sagst, desto besser.

Sie lehnt sich wieder zurück, beugt sich kurz darauf aber wieder nach vorne, um nach deiner Hand zu greifen.

Und diesmal lässt du sie. Sie nimmt deine Hand in ihre beiden Hände und streichelt sie leicht. So, wie sie letztens, als ihr zusammen im Bett lagt, angefangen hat, dich leicht zu streicheln, ganz leicht, so schön. 

Ihre dicken braunen Patschehändchen. Die du so liebst. Sie guckt dich durch ihre Brille an und sagt:

No me ofreces nada. Willst du mir nichts anbieten?

Claro, sagst du immer noch wie ein imbécil, schon wieder viel zu schnell. Qué quieres? Was möchtest du? Té? Quieres té? Willst du Tee? O agua?

Agua.

Du stehst auf, lässt ihre Hand los (obwohl du nicht willst) und greifst nach dem Wasser hinter ihr.

Wie gerne würdest du ihr jetzt mit der freien Hand unter ihre Haare gehen, ihren Nacken unter den Haaren streicheln, wie du es so oft getan hast. Sie von hinten umarmen, ihren Bauch und ihre Brüste spüren. Aber du lässt es, öffnest stattdessen das Wasser.

Gibst ihr eine Tasse aus dem Schrank unter der Spüle, denn Gläser hast du keine mehr.

Die zwei Gläser auf dem Tisch, aaghhh.

Gießt ihr das Wasser ein.

Sie trinkt einen Schluck und stellt die Tasse wieder ab.

Und deine Tochter?

Está en casa. Sie ist zu Hause.

Claro, no la ibas a traer, pues. Klar, du hättest sie ja auch schlecht mitbringen können. Du schmunzelst leicht.

Sie lacht. Dieses Lachen, dass du so vermisst hast. Dieses laute Lachen, bei dem sie ihren Kopf und Oberkörper ein bisschen nach hinten wirft.

Du lachst auch.

No tienes algo que comer? Tengo hambre. Hast du nichts zu essen. Ich habe Hunger.

No tengo nada. No me has dicho que ibas a venir ... Ich habe nichts da. Du hast mir ja auch nicht gesagt, dass du kommen würdest.

No iba a venir. Ich wollte auch gar nicht kommen.

...

...

Nueces tengo. Ich habe Nüsse. Y Cranberries. Pescado. Fisch. Ich kann dir Nudeln machen, wenn du willst. Chinesische Nudeln gehen schnell. Wenn du willst, auch mit Fisch. Seelachs. Alaska-Seelachs

Nein, no pasa nada. Ist egal. Sie greift wieder nach meiner Hand, massiert sie in ihren beiden Händen. Ich lasse sie machen, streichle sie aber auch nicht. Bleibe kühl, was sie nicht zu stören scheint.

¿Qué vamos a hacer? Was machen wir

No sé     Ich weiß nicht

Sie steht auf, zieht sich die Jacke aus, stellt sich hinter dich. Fängt an, dir die Schulter und den Rücken zu massieren.

Ay

¡Qué rico! Das tut gut!

Ay, Dios mío, qué rico, Dios mío ...








Außerdem weißt du nicht, was sie macht, während du unter der Dusche stehst. Aber egal. Dann duschst du eben. Aber ganz schnell. Wie letztes Mal.



Der Scheiß geht natürlich weiter, es geht ja immer irgendwie weiter, also: Fortsetzung folgt/to be continued, amigos ...